Schauspiel nach dem gleichnamigen Roman von Ágota Kristóf
Stückinfo
Ein heranwachsendes Zwillingsbrüderpaarwird während des Kriegs zu der ihnen fremden Grossmutter geschickt. Geborgenheit und Mitgefühl suchen die beiden hier, wo jeder für sich allein kämpft, vergeblich. Schnell wird ihnen klar: In dieser brutalen Gesellschaft kann nur überleben, wer sich ihr mit schonungsloser Härte entgegenstellt. Mit eiserner Disziplin kasteien sie sich mit Übungen zur Abhärtung von Körper und Geist: sie hungern, sie stehlen, sie schlagen sich, sie töten. Dabei driften sie zunehmend in ihr eigenes, kompromissloses Wertesystem ab. Ihr Leben dokumentieren sie sachlich und unsentimental in einem Heft. Es entsteht ein beklemmendes Protokoll ihrer fortschreitenden Verrohung und zugleich ein erschütterndes Zeugnis ihrer verlorenen Kindheit.
Ágota Kristóf, in die Westschweiz emigrierte Ungarin, entwirft in ihrem Debütroman in unvergleichlich schlichter, aber umso eindringlicherer Sprache ein Panorama menschlicher Abgründe.
Tilmann Köhler, der ein ausgewiesener Experte für Prosaadaptionen ist, inszeniert nach «Die schwarze Spinne» von Jeremias Gotthelf zum zweiten Mal am Theater Basel, diesmal einen Stoff, der ihn schon lange begleitet: «Er fasziniert mich durch den formalen Schritt der Autorin, Gefühle aus der Sprache zu verbannen und uns so zur Beobachtung zu zwingen. Dadurch wird man aufgerufen, Leerstellen potenziert persönlich aufzufüllen. Mit der unbewusst abgespeicherten Bilderflut ausgeblendeter Konflikte, mit der immer wieder gegenwärtigen und doch so gerne begrabenen Geschichte dieses Kontinents und mit den Kindheitsbildern und blinden Flecken der eigenen Biografie. Ein Holzschnitt, schwarz-weiss.»
Mehr über das Leben der Autorin Ágota Kristóf erfahren Sie im Monolog «Die Analphabetin».