Begegnungen mit Luigi Nono
Oper
Talk

Mit einem umfangreichen Begleitprogramm zur Schweizer Erstaufführung von «Al gran sole carico d’amore» würdigt das Theater Basel den Komponisten Luigi Nono (1924 – 1990). Performances, Workshops, Vorträge und Diskussionsrunden laden dazu ein, sich neben dem künstlerischen auch mit dem politischen Schaffen von Luigi Nono auseinanderzusetzen, dessen erklärtes Ziel es war, mit seinen Werken «das Ohr aufzuwecken, die Augen, das menschliche Denken».

Stückinfo

Mit seiner monumentalen Revolutionsoper «Al gran sole carico d’amore» schuf der italienische Komponist Luigi Nono ein glühendes Plädoyer für den Kampf gegen soziale und gesellschaftliche Ungerechtigkeit. Anstelle einer linearen Handlung spannt Nono in einer eigens zusammengestellten Collage revolutionärer Texte von Karl Marx bis Che Guevara einen Bogen, der von der Pariser Kommune von 1871 über den kubanischen Revolutionskampf bis hin zum Vietnamkrieg reicht und Zeit und Raum sprengen will. Insbesondere den an den revolutionären Kämpfen massgeblich beteiligten Frauen wie der französischen Kommunardin Louise Michel, der deutsch-argentinischen Guerillera Tamara (Tania) Bunke sowie der Titelfigur aus Gorkis Roman «Die Mutter» setzt Nono ein Denkmal. Ein gross dimensionierter Orchesterapparat, zwei Chöre und elektronische Sphärenmusik, die rundum im Zuschauerraum ertönt, machen «Al gran sole carico d’amore» zu einem überwältigenden Klangerlebnis. Auch wenn Nono in seinem Werk nicht den revolutionären Aufbruch, sondern das Scheitern an den herrschenden politischen Klassen und Verhältnissen in den Mittelpunkt rückt, blüht in «Al gran sole carico d’amore» immer wieder Hoffnung auf, dass zu allen Zeiten Menschen gegen Unterdrückung aufbegehren und den Kampf für eine gerechtere Welt fortführen werden, fortführen müssen. Luigi Nonos erklärtes Ziel war es nicht nur, den Zuhörer_innen seiner Musik das «Ohr aufzuwecken», sondern sie auch zu geistiger Anteilnahme und politischer Partizipation zu bewegen. Sein humanitärer Ansatz war dabei umfassend: «Alle meine Werke gehen immer von einem menschlichen Anreiz aus: ein Ereignis, ein Erlebnis, ein Text unseres Lebens rührt an meinen Instinkt und an mein Gewissen und will von mir, dass ich als Musiker wie als Mensch Zeugnis ablege.» Der Regisseur Sebastian Baumgarten, der am Theater Basel bereits Giuseppe Verdis «La forza del destino» inszeniert hat, wagt eine Neubefragung dieses Schlüsselwerks des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts. Am Pult steht der weltweit insbesondere für seine Interpretationen zeitgenössischer Musik gefeierte Dirigent Jonathan Stockhammer, der am Theater Basel bereits als musikalischer Leiter der Oper «Satyagraha» zu erleben war.

In Zusammenarbeit mit dem Festival ZeitRäume Basel, der Paul Sacher Stiftung Basel und der Hochschule für Musik FHNW / Musik-Akademie Basel

 

Matinée

Wie bringt man die Revolution auf die Bühne? Warum stellt der Komponist Luigi Nono gerade die an den revolutionären Bewegungen massgeblich beteiligten Frauen in den Mittelpunkt? Welche Rolle spielt das Tonband? Das Inszenierungsteam gibt Einblick in die Konzeption der Aufführung – verstärkt durch Mitglieder des Ensembles, die Ausschnitte aus dem Werk präsentieren. MIT Sänger_innen und Mitgliedern der Produktion

Öffentliche Bühnenprobe

Die Premiere steht kurz bevor, auf der Bühne wird der letzte Schliff angelegt. In der Öffentlichen Bühnenprobe bekommen Besucher_innen einen ersten Eindruck von der musikalischen und szenischen Gestalt der Produktion.

Die Schönheit steht der Revolution nicht entgegen

Am Tag der Schweizer Erstaufführung von «Al gran sole carico d’amore» laden das Festival ZeitRäume Basel, die Paul Sacher Stiftung und das Theater Basel ein zu einem Premierenauftakt im Foyer Grosse Bühne: Gäste aus Politik, Kunst und Wissenschaft setzen sich mit dem künstlerischen und politischen Schaffen von Luigi Nono auseinander und stellen sich der Frage nach der Sprengkraft seines Musiktheaters. In Zusammenarbeit mit ZeitRäume Basel und der Paul Sacher Stiftung Basel

Revolutionsfrühstück

Das erklärte Ziel von Luigi Nono war es, mit seinen Werken «das Ohr aufzuwecken, die Augen, das menschliche Denken». Im Rahmen des Revolutionsfrühstücks werden Aspekte des Schaffens Luigi Nonos in Ton, Bild und Wort beleuchtet.

Nachrichten aus der ideologischen Antike?

Luigi Nono stellt gescheiterte Revolutionen auf die Bühne. Ist die Revolution kalter Kaffee oder stellen sich brennend aktuelle Fragen in Bezug auf Luigi Nonos «szenischer Aktion»? Das Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung bietet die Möglichkeit, über Fragen wie diese ins Gespräch zu kommen und die eigenen Eindrücke von der Aufführung zu teilen.

‹Eine Kielspur im Meer - Abbado.Nono.Pollini› Dokumentarfilm von Bettina Ehrhardt (2002)

«Eine Kielspur im Meer» ist ein Film über die Zusammenhänge zwischen drei führenden Musiker ihrer Zeit: Luigi Nono (Komponist), Maurizio Pollini (Pianist) und Claudio Abbado (Dirigent). Interviews, Zitate, Auszüge aus Generalproben und immer wieder faszinierende Aufnahmen von Nonos Heimatstadt Venedig zeichnen ein berührendes Porträt der Freundschaft zwischen diesen drei Künstlern, eine Freundschaft, die eindeutige Auswirkungen auf die Welt der Musik von heute gehabt hat. Im Anschluss Publikumsgespräch

Bella, Ciao: Viva la revolución!

Lesung trifft Liederabend – Ein Abend mit Liedern und Texten von u.a. Walter Benjamin, Marc Blitzstein, Bertolt Brecht, Paul Dessau, Hanns Eisler, Maxim Gorki, Pussy Riot und Arthur Rimbaud

Wise-Heiten

Thomas Wise, Studienleiter des Theater Basel, begibt sich in seiner musikalischen Einführung auf Entdeckungsreise durch «Al gran sole carico d’amore» und bringt schnell zu überhörende Schätze des Werks vom Klavier aus zum Vorschein.

Die Ohren Aufwecken

WORKSHOPS FÜR SCHULKLASSEN, LEHRPERSONEN UND ERWACHSENE

Luigi Nonos Musik – schwer und unverständlich? Keineswegs! Menschen aller Altersgruppen sind eingeladen, auf spielerische Art und Weise Leben und Werk des Komponisten zu entdecken. Zweistündige, kostenlose Workshops für Schulklassen, Erwachsene und Lehrpersonen auf Anmeldung von September bis November 2019.

8 Termine

01.09.2019
Kleine Bühne ‹Matinée›
11:00
10.09.2019
Grosse Bühne ‹Öffentliche Bühnenprobe›
19:00
14.09.2019
Foyer Grosse Bühne ‹Die Schönheit steht der Revolution nicht entgegen›
15:00
15.09.2019
Klaus Linder-Saal ‹Revolutionsfrühstück›
10:00
28.09.2019
Foyer Grosse Bühne ‹Nachrichten aus der ideologischen Antike?›
22:00
29.09.2019
Kult.Kino Atelier ‹Eine Kielspur im Meer - Abbado.Nono.Pollini›
11:00
03.10.2019
Foyer Grosse Bühne ‹Bella, Ciao: Viva la revolución!›
19:30
12.10.2019
Foyer Grosse Bühne ‹Wise-Heiten›
18:45

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