Zwei Brüder arbeiten an der Umkehr der Verhältnisse: Während der Student Karl von Moor sich in Leipzig in Kneipen für die deutsche Republik stark macht und mit seinen Streichen die Stadt in Atem hält, heckt sein jüngerer Bruder daheim im gräflichen Schloss einen Racheplan gegen den vom Vater geliebten Erben aus. Während Karl am ganzen feudalistischen System zündeln will, intrigiert Franz, um sich darin eine Machtposition zu sichern. Entmachtet, so sind sich beide einig, gehört der Vater, der er nicht nur seinen Söhnen, sondern auch seinem Land ist, und so verschmilzt bei Schiller der Familienzwist mit der politischen Situation ein knappes Jahrzehnt vor der Französischen Revolution.
Die vermeintlich offensichtliche Verteilung der Sympathien zwischen dem hässlichen Franz und dem Idealisten Karl befragt der isländische Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson in seiner Inszenierung und sieht in dem Konflikt auch unsere heutige Situation des Umbruchs gespiegelt. Er sympathisiert mit der Sehnsucht nach Neuem, dem Schrei nach Utopien des 23-jährigen Schiller, fragt sich aber auch, ob sich diese Einschätzungen und Ideale im Laufe des Lebens ändern – heute wie damals.