Ach, 68!
Schauspiel
Konzert

Eine Revolutionsreihe 50 Jahre später

Stückinfo

Nach der kurzen Hoffnung auf einen «Sozialismus mit menschlichem Antlitz» bewegte das Ende des Prager Frühlings die Welt und auch das Theater Basel. Die Saison 1968/1969 begann mit einer spontanen Matinée – «Schriftsteller und die Tschechoslowakei», in der u.a. Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch und Günter Grass sprachen. In einer szenischen Installation gehen wir den Ereignissen dieses Sommers nach. Im anschliessenden Gespräch berichten die Schriftstellerin Irena Brežná, die 1968 aus der Slowakei nach Basel floh, und der Germanist Peter André Bloch, der damals an der Uni Basel lehrte, wie sie jene Zeit erlebt haben und wie diese Ereignisse sie heute noch umtreiben.


ACH, 68!
Eine Revolutionsreihe 50 Jahre später

Vor 50 Jahren ging die Jugend weltweit auf die Strasse: Gegen den Krieg in Vietnam, für eine Demokratisierung der Universitäten, gegen Bürokratie und Konformität und für eine Befreiung durch Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll. In der damaligen Tschechoslowakei keimte die Hoffnung auf einen «Sozialismus mit menschlichem Antlitz», die von den Truppen des Warschauer Pakts rasch und gewaltsam beendet wurde, in Berlin wurde Rudi Dutschke von einem rechtsextremen Attentäter lebensgefährlich verletzt, während in Zürich um die Nutzung des Globusprovisoriums gestritten wurde und im Basler Ratssaal zum ersten Mal Frauen auf den Regierungssitzen Platz nahmen. Auf Demonstrationen und Protesten, in Sit-, Teachund Love-ins wurde von Kalifornien bis China neu verhandelt, was gesellschaftliche Teilhabe bedeuten sollte.

Was bleibt heute von dieser Revolte, die nirgends die staatliche Macht übernahm und trotzdem weltweit die Vorstellungen von individueller Freiheit verändert hat? Die Generation der Babyboomer, die damals erkannte, dass sie, die Jungen, in den westlichen Ländern eine zahlenmässige Mehrheit bilden und dafür politische Einflussnahme forderten, bildet nach wie vor die Mehrheit – die demografische Pyramide hat sich ebenso verkehrt wie die Weltsicht vieler ihrer einstmaligen Demonstrant_ innen. Sind die 68er erwachsen geworden und haben ihre Träume hinter sich gelassen, oder haben sich ihre Forderungen zu Allgemeingut gewandelt, dessen einstiges revolutionäres Potenzial jetzt selbstverständlich ist? Oder liegt hier gar der Ursprung der Liberalisierung der Märkte und des Konsums, die unsere heutige Welt bestimmt? In einer Veranstaltungsreihe untersuchen u. a. der Autor und Regisseur Philippe Heule, die Choreografin, Performerin und Regisseurin Annalena Fröhlich, der Regisseur und Autor Wilke Weermann, der Regisseur und Musiker Robert Borgmann u. v. a. m. die Spuren der 68er in der Jetztzeit. Zu Beginn der Reihe gehen wir in Zusammenarbeit mit dem Centre Dürrenmatt Neuchâtel dem Auftakt der Spielzeit 1968 /1969 am Theater Basel nach, wo noch vor der ersten Premiere prominente Schriftsteller über ihr Verhältnis zur Tschechoslowakei debattierten.

68 BLAU-WEISS-ROT

Being Jerry Rubin

Niemand hat seine Ideale verraten. Es geht nicht darum, was wir mögen und was wir nicht mögen, sondern darum, welche Taktik wir anpeilen. Wir müssen geil angreifen. Jerry wusste das. Der Motor der Geschichte ist das Unternehmertum, und wir sind seine Entrepreneure. Und bevor wir uns verlieren, müssen wir uns zerschlagen und neu erfinden. Fürs Maulen ist keine Zeit, wir müssen die Welt erobern.

Der US-Aktivist und anschliessende Wallstreet-Unternehmer Jerry Rubin ist ein Phänomen, das paradigmatisch für das Erbe der amerikanischen 68er zwischen Eventprotest und New Economy steht. Zum ersten Mal wird eine Gruppe bekennender Jerry-Rubinisten die weitverbreitete Praxis in der Schweiz in einem intimen Rahmen vorstellen.

certain death death death eth eth th h

Die multidisziplinäre Künstlerin Annalena Fröhlich arbeitet in einem weitreichenden Spektrum zwischen Komposition, Choreografie, Performance und visueller Experimentation. Sie schafft surreale Welten zwischen Alltag und Katastrophe und widmet sich an diesem Abend gemeinsam mit Mitgliedern des Schauspielensembles den Neben-, Störgeräuschen und Echos vergangener Visionen.

Und derweil zerbirst der Eisberg.
«God save Donald Duck!»

 

Mario FuchsPia HändlerLisa Stiegler

Cuba Libre

Wie steht es um die Freiheiten und Unfreiheiten der Kunstproduktion heute? Wie weit reichen die selbst proklamierten Ideale von flachen Hierarchien und der Ablehnung von Rassismus und Sexismus? Oder macht das Leben der Ideologie sowieso einen Strich durch die Rechnung? Wie weit sind wir in der Überwindung autoritärer Strukturen wirklich? Das Schauspielensemble startet den Selbstversuch, der Cuba Libre ist für alle da.

Die Strategie der Wespe

 

Der Autor und Regisseur Wilke Weermann geht der Frage nach, auf welche Weise die politischen Provokationsstrategien der 68er in der Gegenwart zunehmend von Aktivist_innen des rechten Spektrums benutzt werden: Wie gefährlich sind die neuen Plagegeister, und wo sitzt ihr Stachel? Oder handelt es sich hierbei gar nicht um Wespen, sondern um harmlose Schwebfliegen, die ihre Vorbilder nur täuschend ähnlich imitieren?

Die umfassende und unwiderlegbare Chronik der Ereignisse

Wie erinnert man sich an etwas, das man nicht erlebt hat? Der Regisseur und Autor Philippe Heule begibt sich gemeinsam mit drei Schauspieler_innen auf Spurensuche: War 1968 nun tatsächlich die grösste kulturelle Revolution seit dem Buchdruck, von dessen kreativen Potenzialen die zu spät Gekommenen, die Enttäuschten, heute nur noch träumen können? Ist die Geschichte wirklich abgeschlossen oder muss sie einfach nur neu geschrieben werden?
Hierfür wird jeder einzelne der 366 Tage dieses merkwürdigen Jahres peinlich genau ausgeleuchtet und weitblickend interpretiert.

Fortschritt?!

Inspiriert von den legendären Teach-ins lädt die Reihe «Ach, 68!» einmal im Monat zum Diskutieren ein – ohne erhöhtes Podium, aber mit geladenen Gästen, musikalischen und szenischen Inputs, Filmschnipseln und Lieblingsliedern. In der ersten Folge geht es um die Idee des Fortschritts: von «drop out and tune in» zum alternativlos scheinenden Neoliberalismus und zur Frage, ob man heute auch ohne die Idee des grenzenlosen Wachstums Wahlen gewinnen kann. Zu Gast sind der Punkmusiker und Theatermacher Schorsch Kamerun und der Architekt Andreas Nütten, Dozent für Kulturlandschaft an der FHNW.

Grooves from another Galaxy

Das Leben ohne Synthesizer ist möglich, aber sinnlos. Das Projekt des Multiinstrumentalisten Matthias Wyder aus Berlin und Biel verbindet Easy Listening, Low-Budget-Lounge-Musik, retro-futuristische B-Movie Soundtracks und psychedelischen Electro zu einem Sound zwischen Lee Perry, Add N to X, Sun Ra und James-Bond-Soundtracks. Live wird er von dem Drummer Rudi Fischerlehner und drei Super-8-Projektoren unterstützt. Bei der intergalaktischen Zeitreise darf auch getanzt werden.

Guerilla-Konzert mit dem Kukuruz Quartett

Das Kukuruz Quartett spielt Musik des Minimalmusic-Pioniers Julius Eastman, einem schwarzen, schwulen Komponisten, der in New York 1990 vergessen, vereinsamt und heroinsüchtig gestorben ist und nun posthum ein grosses Revival erlebt. Philip Bartels, Duri Collenberg, Simone Keller und Lukas Rickli sind mit ihren vier alten Klavieren guerillamässig in der ganzen Schweiz unterwegs und machen nun in der Monkey Bar Station.

"…a guerrilla is someone who in any case is sacrificing his life for a point of view. And you know if there is a cause, and if it is a great cause, those who belong to that cause, will sacrifice their blood because without blood there is no cause. So therefore that is the reason that I use ‘gay guerrilla,’ in hopes that I might be one if called upon to be one.” (Julius Eastman)

Karma - Sleep in Konzert

Passing out is the new staying up all night! Die altindischen Upanischaden beschreiben den Tiefschlaf als leuchtenden, stillen Zustand der Glückseligkeit, zu dem der Königsweg der Traum ist und den jeder auch ohne jahrelanges Meditieren und Yoga erreichen kann. Auf den Spuren von Musikpionieren der 60er wie John Cage und Terry Riley und ihren All-Night-Concerts und mit den indischen Geheimlehren im Gepäck, lädt die Konzertperformance des Regisseurs und Musikers Robert Borgmann ein, sich bis zum nächsten Morgen (!) auf den Pfad zur Erleuchtung und in die Grauzone zwischen Wachen und Schlafen zu begeben. Bitte Schlafsack mitbringen!

Once

Im Nachhall der Auseinandersetzung mit dem Erbe der 68er beginnen wir das neue Jahr in der Monkey Bar mit der absoluten Gegenwart: Die polnische Regisseurin, Dramatikerin und Filmemacherin Anna Karasińska begibt sich gemeinsam mit Mitgliedern des Schauspielensembles und dem Publikum auf die Suche nach dem einmaligen Moment, der niemals wiederkehrt.

Steffi FriisPia HändlerPhilip NeubergerCathrin StörmerWanda Winzenried

Protest?!

Inspiriert von den legendären Teach-ins lädt die Reihe «Ach, 68!» einmal im Monat zum Diskutieren ein – ohne erhöhtes Podium, aber mit geladenen Gästen, musikalischen und szenischen Inputs, Filmschnipseln und Lieblingsliedern. In der zweiten Folge geht es um Erscheinungen von Protest heute.

Zu Gast sind der polnische Regisseur Michał Zadara, der in seinem aktuellen Projekt «Gerechtigkeit» versucht, Verantwortliche für die Ausbürgerung von 13 000 jüdischen Bürger_innen in Polen 1968 juristisch zu belangen, und der Kulturwissenschaftler Julian Genner von der Universität Basel, der sich mit konservativen Protestbewegungen in Europa beschäftigt.

Quizztime

Was wissen Sie wirklich über 1968? Monkey-Barkeeper Marcus Rehberger testet Sie zu den Themen love and peace, flower and power, Simon and Garfunkel, Crimson and Clover, Cohn-Bendit und die Sorbonne, Prager und Frühling, Dutschke und Meinhof, Obermaier und unter uns. Wer alle diese Fragen kennt, gehört schon zum Establishment! Bingo? Es winken Gewinne! Gewinne! Gewinne!

Mit: Marcus Rehberger, Janis Joplin (angefragt)

Sex?!

Inspiriert von den legendären Teach-ins lädt die Reihe «Ach, 68!» einmal im Monat zum Diskutieren ein – ohne erhöhtes Podium, aber mit geladenen Gästen, musikalischen und szenischen Inputs, Filmschnipseln und Lieblingsliedern. In der dritten Folge geht es um die Frage nach der sexuellen Revolution und ihren Folgen, der (Neo-) Liberalisierung der Sexualitäten und der Geschlechtsidentitäten: Während der Sozialanthropologe Christoph Imhof transsexuelle Biografien in Andalusien erforscht, denkt die Philosophin Ayşegül Şah Bozdoğan über das Phänomen der Asexualität nach. Beide Dissertationen werden im Graduiertenkolleg für Gender Studies in Basel entwickelt.

Mit Ayşegül Şah Bozdoğan, Christoph Imhof und dem Jugendclub «Wo die Gitarren auf Bäumen wachsen», Moderation Thiemo Strutzenberger

Wut und Gedanke

Eine der zentralen Kontroversen der studentischen Aufstände der 1960er-Jahre liegt in der Frage nach der praktischen Umsetzung utopistischer Momente, die den theoretischen Überlegungen doch folgen sollten. Die Debatte um Theorie und Praxis kristallisiert sich in dem Streit zwischen dem Frankfurter Professor Theodor W. Adorno und seinem vielleicht besten Studenten Hans-Jürgen Krahl. Die Auseinandersetzung zwischen dem intellektuellen Kopf der Studentenbewegung und dem Professor eskaliert, als dieser die Studenten um Krahl von der Polizei verhaften lässt. Bald sehen sich beide vor den Schranken eines bürgerlichen Gerichts wieder ...
Vincent Glander spielt beide Figuren in einem furiosen Monolog.

Zwischen Gitarren und Bäumen - Best of

Rock 'n' Roll! Utopie! Protest! Make love – not war! Der Jugendclub «Wo die Gitarren auf Bäumen wachsen» hat den Herbst über die Reihe «Ach, 68!» begleitet. An diesem Abend präsentieren sie ihre musikalische Spurensuche: mit Songs unter anderem von Janis Joplin, Phil Ochs, den Beatles und den Swiss Beatles sowie Textfetzen von Wolfgang Bauer.

Leitung Salomé Im Hof, Carolin Baum, Ana Lopez, Mit Jugendclub Oper, Junges Haus, Gitarre Vincent Flückiger

15 Termine

15.09.2018
Monkey Bar ‹68 Blau-Weiss-Rot›
20:00
19.09.2018
Monkey Bar ‹Being Jerry Rubin›
20:00
29.09.2018
Monkey Bar ‹Guerilla-Konzert mit dem Kukuruz Quartett›
21:00
03.10.2018
Monkey Bar ‹Quizztime›
21:00
13.10.2018
Monkey Bar ‹Karma - Sleep in Konzert›
21:30
20.10.2018
Monkey Bar ‹Fortschritt?!›
20:00
03.11.2018
Monkey Bar ‹Grooves from another Galaxy›
21:00
08.11.2018
Foyer Schauspielhaus ‹Wut und Gedanke›
19:30
14.11.2018
Monkey Bar ‹Die umfassende und unwiderlegbare Chronik der Ereignisse›
20:00
24.11.2018
Monkey Bar ‹certain death death death eth eth th h›
20:00
29.11.2018
‹Protest?!›
20:00
15.12.2018
Monkey Bar ‹Cuba Libre›
20:00
21.12.2018
Monkey Bar ‹Zwischen Gitarren und Bäumen - Best of›
20:00
31.01.2019
Monkey Bar ‹Once›
20:00
18.02.2019
Foyer Schauspielhaus ‹Wut und Gedanke›
20:00