Uraufführung/Auftragswerk
In dem stumpenhaften Turm neben dem Bahnhof SBB befindet sich die vielleicht unauffälligste Bank der Welt: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, kurz BIZ. Aber unauffällig heisst nicht unbedeutend: Seit ihrer Gründung in den 1930er-Jahren steuert die BIZ, von neutralem Basler Boden aus, als Bank der Zentralbanken das globale Finanzsystem – und damit die Geschicke der Welt. Nur ein kleiner Kreis an Auserwählten hat Zutritt; und über das, was im Turm vor sich geht, gibt es mehr Vermutungen als Erkenntnisse. So imaginiert die Dramatikerin Theresia Walser in ihrer Komödie die monatlichen Zusammenkünfte der internationalen Finanzspezialistenclique, die mit Verachtung auf gewählte Politiker hinunterblickt und sich an dorfbrunnenkaltem Wasser und Zürcher Geschnetzeltem delektiert. Über die Einhaltung der Rituale wacht seit 85 Jahren die strenge Turmherrin Tronje. Doch diesmal wird ein Schwellenlandgast mit am Tisch sitzen.
Regie führt Sebastian Schug, der damit die zweite Arbeit Walsers inszeniert und sich erstmals dem Basler Publikum vorstellt.
Zur Autorin
Theresia Walser, geboren 1967 in Friedrichshafen, 1990 bis 1994 Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Bern, anschliessend zwei Jahre lang Ensemblemitglied am Jungen Theater Göttingen. Stücke u. a.: «Das Restpaar» (UA 1997, Theater Rampe), «Kleine Zweifel» (UA 1997, Münchner Kammerspiele), «King Kongs Töchter» (UA 1998, Theater am Neumarkt, Zürich), «Die Heldin von Potsdam» (UA 2001, Maxim Gorki Theater Berlin), «Wandernutten» (UA 2004, Staatstheater Stuttgart), «Die Kriegsberichterstatterin» (UA 2005, Bayerisches Staatsschauspiel München), «Die Liste der letzten Dinge» (UA 2006, Bayerisches Staatsschauspiel München), «Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm» (UA 2006, Nationaltheater Mannheim), «Morgen in Katar» (UA 2008, Staatstheater Kassel), «Monsun im April» (UA 2008, Nationaltheater Mannheim), «Herrenbestatter» (UA 2009, Nationaltheater Mannheim), «Die ganze Welt» (UA 2011, Nationaltheater Mannheim), «Eine Stille für Frau Schirakesch» (UA 2011, Theater Freiburg / Osnabrück), «lch bin wie ihr, ich liebe Äpfel» (UA 2013, Nationaltheater Mannheim) und «Herrinnen» (UA 2014, Nationaltheater Mannheim). 1998 wurde sie in der Kritikerumfrage der Zeitschrift «Theater heute» zur besten Nachwuchsautorin gewählt, 1999 zur besten deutschsprachigen Autorin. Weitere Auszeichnungen: Fördergabe des Schiller-Gedächtnispreises des Landes Baden-Württemberg (1998), Übersetzungspreis des Goethe-lnstituts (1999), Stücke-Förderpreis des Goethe-Instituts (1999, 2001), Stipendium der BHF-Bank-Stiftung für die Frankfurter Positionen 2006. lm Wintersemester 2011/2012 gemeinsam mit Karl-Heinz Ott lnhaberin der Poetikdozentur der Universität Koblenz-Landau. 2013/2014 Hausautorin am Nationaltheater Mannheim. Theresia Walser lebt in Freiburg im Breisgau.