Schauspiel von Reto Finger nach dem gleichnamigen Roman von Charles-Ferdinand Ramuz
Stückinfo
Uraufführung/Auftragswerk
Das Portrait des Nationaldichters der französischen Schweiz Charles Ferdinand Ramuz ziert heute den 200 Franken-Schein. Sein Romanheld Farinet steht genau mit diesem Zahlungsmittel auf Kriegsfuss: Er stellt eigene Goldmünzen her, die in seiner Heimatgemeinde beliebter sind als das spekulationsabhängige Papiergeld der Kantonalbank. Als seine 20 Rappen-Münzen ihren Weg in die benachbarten Täler finden, interveniert der Bundesrat mit Verbot und Haftbefehl für den Geldfälscher.
Ramuz’ Version der Legende um Joseph-Samuel Farinet, der Mitte des 19. Jahrhunderts als Schmuggler und Falschmünzer im Wallis für Aufsehen sorgte und 1880 im Konflikt mit der Polizei unter letztlich ungeklärten Umständen zu Tode kam, erschien 1933. Doch nicht nur die Nachwehen der Weltwirtschaftskrise mögen für den Schriftsteller Anlass gewesen sein, die Geschichte um Farinet und sein falsches Geld neu zu verarbeiten. Ramuz erzählt von einem Helden, der mit der absoluten Freiheit ringt: der ungetrübten Selbstbestimmung in der Natur, in den Bergen, und den Kompromissen, die das Leben in einer Gemeinschaft mit sich bringt, das dafür Liebe, Heim und Besitz erst ermöglicht. Im Kampf um «eine Freiheit, die lebt» gerät Farinet in Abhängigkeiten – von der Kellnerin Joséphine, die ihn mit bequemer Hingabe versorgt und ihm ein Leben im Untergrund ermöglicht; von Therèse, der Tochter des Gemeinderats, die in ihm die Sehnsucht nach einem Leben in geregelter Existenz erweckt; und nicht zuletzt von der Dorfgemeinschaft, die ihn deckt und von seinem Geschäft profitiert. Ramuz verbindet Farinets Rebellion gegen den Regierungsbefehl und seine atemlose Flucht vor den Landjägern mit einer zutiefst berührenden Liebesgeschichte und befragt vielschichtig die Möglichkeit von Unabhängigkeit für den Einzelnen ebenso wie für die Gemeinschaft.
Der Dramatiker Reto Finger, geboren 1972 in Bern und aufgewachsen im Emmental, adaptiert Ramuz’ Roman für die Bühne und die Jetztzeit. Bereits in seinem mit dem Kleist-Förderpreis und dem Autorenpreis der Société Suisse des Auteurs ausgezeichneten Stück «Kaltes Land» hat er sich mit den Mythen der Schweizer Bergwelt auseinandergesetzt und ist ausserdem als gelernter Jurist und praktizierender Richter Experte für die rechtlichen Konflikte Farinets.
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