Totentanz nach August Strindberg von Friedrich Dürrenmatt
Stückinfo
Die Einladung des Todes zu einem letzten Tanz vor dem unwiderruflichen Ende, der mittelalterliche Totentanz, ist in kaum einer anderen europäischen Stadt so präsent wie in Basel. August Strindberg, der von Basel aus seine Scheidungspapiere nach Skandinavien schickte, nannte so sein düsteres Ehedrama, das er 1900 schrieb. Der ehemalige Festungskommandant Edgar und dessen Frau Alice liefern sich auf einer abgelegenen Insel seit langem heftigste Ehegefechte. Sie können nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Als der gerade aus Amerika heimgekehrte Cousin Kurt dazustösst, droht der Geschlechterkampf tödlich zu enden.
Friedrich Dürrenmatt war fasziniert von den Spielmöglichkeiten, die Strindberg für die Schauspieler geschaffen hatte, aber unglücklich über die vorliegenden Übersetzungen und Fassungen. Als er 1968/1969 für kurze Zeit Mitglied der Direktion des Theater Basel war, schuf er mit «Play Strindberg» seinen «Totentanz ohne Schicksalsdynamik und Bürgerdämonie». Er übernahm den theatralen Grundeinfall und verfasste in einem mehrwöchigen Probenprozess, in dem er täglich neue Texte ausprobierte, einen regelrechten Anti-Strindberg. Ihm ging es vor allem um die Präsenz der Schauspieler, und nicht um die Figurenrhetorik. Es wurde eine Komödie über die bürgerlichen Ehetragödien, die Inszenierung wurde legendär.
Der junge Regisseur Florian Fischer, Absolvent der Münchner Otto-Falckenberg-Schule und 2014 auf dem Nachwuchsfestival fast forward ausgezeichnet, fühlt sich in seinen Arbeiten ebenfalls keiner Figurenpsychologie verpflichtet. Furchtlos wagt er sich an diesen Dürrenmatt, der wie kein anderer mit der Geschichte des Basler Theaters verbunden ist und schickt Edgar, Alice und Kurt beinahe fünfzig Jahre später erneut für einen zwölf Runden langen Boxkampf in den Ring, der Bühne heisst. Play Dürrenmatt!