Man schreibt das Jahr 1864 in La Ferté-sous-Jouarre, einem kleinen Ort in der französischen Provinz. Im Hause des Privatiers und Hauptmanns der freiwilligen Feuerwehr Champbourcy treffen sich die Notabeln des Dorfs jeden Montagabend zum Kartenspiel. Der Spieleinsatz wandert ins Sparschwein, das inzwischen seit über einem Jahr nicht geleert worden ist – und zwar, weil sich die fünf Spieler nicht einigen können, was sie mit dem Geld anfangen wollen. Nun schreiten sie zur Abstimmung: Eine gemeinsame Unternehmung soll mit dem angesparten Vermögen finanziert werden. Doch von Vergnügen hat jeder eine andere Vorstellung: der Apotheker, der Bauer, der Notar, von den nicht stimmberechtigten Frauen ganz zu schweigen. Schliesslich fällt eine knappe Mehrheit auf das Ausflugsziel Paris – und so machen sich die Dörfler mehr oder minder begeistert auf den weg in die Metropole …
Dass hier nun Pleiten, Pech und Pannen einander jagen, ist bei Eugène Labiche, dem Grossmeister des französischen Vaudeville des 19. Jahrhunderts, selbstverständlich. Im «Sparschwein» geht es allerdings um mehr als die üblichen Verwirrungen und Verwechslungen auf der Jagd nach Liebe und Geld: Labiche setzt seine Salonlöwen im Grossstadtdschungel aus und lässt ihre geheimen Sehnsüchte, eine nach der anderen, gnadenlos zerplatzen. Ganz nebenbei kommt dabei zu Tage, dass eigentlich höchst egoistische Gründe die Wahl befeuert hatten – von Gemeinsinn keine Spur.
«Das Sparschwein», das der deutsche Dramatiker Botho Strauss 1987 für die Berliner Schaubühne neu übersetzt und bearbeitet hat, ist bei allem Spass auch eine Farce über die Tücken und Probleme der Basisdemokratie. Jetzt inszeniert Martin Laberenz, Spezialist für die Abgründe im Slapstick, das Stück mit allen Registern der lustvollen Improvisation und der in jeder guten Komödie steckenden existenziellen Not.