Längst ist er zum festen Autor des Theater Basel geworden: Der britische Dramatiker Dennis Kelly. Nach «Taking Care of Baby», «Liebe und Geld», «DNA» u.a. wird er hier zum sechsten Mal erstaufgeführt – und zum fünften Mal in der Regie von Schauspieldirektor Elias Perrig. Doch so gewaltig wie dieses Eröffnungsstück der neuen Spielzeit kam bisher kein Dennis Kelly daher.
Fast wie in einem modernen Shakespeare stellt Kelly in «Die Götter weinen» alles auf den Prüfstand, was wir bislang für selbstverständlich hielten. Offenbar ist dabei schon wieder eine Wirtschaftskrise an allem schuld. Der alte Firmenchef Colm will sich aus seinem Job zurückziehen und teilt seine Macht unter den zwei Nachfolgern Richard und Catherine auf – während er seinen einzigen Sohn Jimmy leer ausgehen lässt. Eine folgenreiche Entscheidung. Machtansprüche prallen aufeinander und die Aufteilung des Multikonzerns wird zu einem globalen Geschäftskrieg, der sich von Europa über Nord- und Südamerika bis nach Asien ausbreitet.
Dennis Kelly erzählt einfach und direkt von den Abgründen einer Zivilisation, in der die Menschen selbst nicht mehr an ein friedfertiges und sinnvolles Zusammenleben glauben. Gewalt, wirtschaftliche Interessen, Egoismen sind längst zum geregelten Kanon des Alltags geworden. Im Eiltempo beamt sich der Mensch in die Steinzeit zurück, um im besten Fall zu merken, dass seine Identität ohnehin nur auf ältesten Mustern von Schuld und Schrecken beruht. Wie rettet man im 21. Jahrhundert die Zivilisation? Wie rettet man die Kultur?