Wenn sich das Theater des Absurden bedient, hat es die wunderbare Möglichkeit, die üblichen Bedeutungsebenen und Sinnstiftungen ausser Kraft zu setzen und die Realität, wie sie uns üblicherweise umgibt, ins Komische zu überführen.
Sitzen Mr. und Mrs. Smith in ihrem englischen Salon und üben sich in englischer Abendunterhaltung. Auf keine unpassende Frage die falsche Antwort. Das Dienstmädchen Mary meldet ihrer Herrschaft Gäste, die lange schon warten und dennoch zu spät sind. Betreten Mr. und Mrs. Martin die Bühne und kennen sich nicht mehr. Schliesslich kommt noch ein Feuerwehrhauptmann dazu, der Feuer sucht. Mit seinen Anekdoten liefert er neuen Zündstoff, Mary wirft sich ihm an den Hals – bis sich die Runde in einem grossen Finale sprachlich völlig verausgabt.
In «Die kahle Sängerin» verselbstständigt sich die Konversation immer mehr; die Sprache findet zu einer sehr eigensinnigen Gesetzmässigkeit und lässt die Realität weit hinter sich zurück. Mit diesem Stück erschuf Eugène Ionesco 1950 die Gegenwelt des absurden Theaters, mit der er das Boulevardtheater kritisieren wollte. Das Verrückte ist, das diese Kritik selbst zu einem Boulevardstück geworden ist.
Werner Düggelin, profunder Kenner der französischen Dramatik des 20. Jahrhunderts, inszenierte in der letzten Spielzeit zwei Mal Camus: «Der Fremde» in Basel und «Die Gerechten» in Zürich. Von Ionesco hat er bereits zwei Stücke ins Deutsche übersetzt: «Opfer der Pflicht» («Victimes du devoir») und «Amédée oder Wie wird man ihn los» («Amédée ou Comment s’en débarrasser»). Letzteres inszenierte er als Direktor 1970 am Theater Basel.