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Schauspiel

Von Sabine Harbeke

Stückinfo

Uraufführung

«wie dekliniert man gewalt? gewalt, gewaltiger, am gewaltigsten?»
Ein Architekt möchte die Frau heiraten, die zufälligerweise neben ihm verprügelt wurde. Seine Schwester steht vor der Wahl, in einen Stausee zu fahren oder Unbekannten vorsätzlich weh zu tun. Eine gut betuchte Sängerin weiss mit welcher Behinderung sie auf der Strasse am besten verdient. Ein Mann verletzt sich und stellt seinen Schmerz genüsslich zur Schau. Ein Versicherungsexperte nutzt sein Wissen, um bei anderen schonungslos eine Zäsur zu hinterlassen. Einer macht Musik, als sei nichts gewesen. Ein Kaleidoskop von Menschen, die ihre Schicksale um die Wette erzählen.

Sabine Harbeke, Autorin von «nachts ist es anders», schreibt und inszeniert ein neues Stück für das Theater Basel. Sie wird sich von der Atmosphäre und dem Selbstverständnis der Stadt Basel, von den Geschichten ihrer Menschen inspirieren lassen, wird mit dem Ensemble heutige Konflikte und Verletzlichkeiten untersuchen, Fragen stellen. So sammelt sie Material, welches sie «von der alltäglichkeit in die verdichtung» weitertreibt, immer auf der Suche nach den Utopien und den Schmerzpunkten unserer Zeit.

«ich hatte ihr gesagt, dass ich sie nur schlecht verstehe. sehr schlecht. was sollte ich denn tun, ich konnte weder fortrennen, noch zurückrufen. sie sprach von einem unerklärlichen vertrauensbruch, unerwartet und unfassbar. nach so vielen jahren. und ich ging inmitten dieser menge von enttäuschten, lauten menschen in eine richtung, in die ich gar nicht wollte, weil nichts anderes möglich war. ich war heilfroh, als ich die telefonzelle sah. ich geh mal schnell mit dem handy in eine telefonzelle, sagte ich. hier drinnen ist es leise und ich kann ungehemmt laut reden. sie lachte kurz. die letzten sonnenstrahlen schienen durchs glas, es war windgeschützt, wärmer als draussen. ich dachte, endlich. endlich so etwas wie ruhe, vielleicht kann ich das schlimmste noch abwenden, vielleicht kann ich – plötzlich diese lockigen haare an der scheibe. einer drückt ein mädchen an die telefonzelle. 16-, 17-, 18-jährig. dann liegt sie am boden, keinen halben meter vor meinen füssen. er tritt immer wieder in ihren bauch, als wolle er ein kind darin heraustreten. ich schreie, will dazwischen. doch er steht über ihr, hält die tür zu und tritt sie. die leute gehen eiligst links und rechts der telefonzelle vorbei, sehen nichts, hören nichts. verdammte scheisse. ich muss raus. ich muss. seither, ja seither ist es anders. mein therapeut sagt mir, du verstehst doch, wie die welt funktioniert. ich schüttle den kopf und denke, der, der im kirchenchor haydn gesungen hat, war ein anderer, nicht ich.» — sabine harbeke, april 2007

Sabine Harbeke arbeitet als Autorin, Theater- und Filmemacherin. Sie studierte Visuelle Kommunikation in Luzern und Filmregie in New York, wo sie sechs Jahre lebte, im «independent film» arbeitete und eigene dokumentarische und fiktionale Kurzfilme drehte. Sie inszeniert die Uraufführungen ihrer Stücke meist selbst, arbeitete u. a. am Theater Neumarkt in Zürich, am Thalia Theater Hamburg, am Stadttheater Bern und am Schauspielhaus Bochum.

10 Termine

19.04.2008
Premiere: Kleine Bühne
20:15
21.04.2008
Kleine Bühne
20:15
22.04.2008
Kleine Bühne
20:15
25.04.2008
Kleine Bühne
20:15
28.04.2008
Kleine Bühne
20:15
02.05.2008
Kleine Bühne
20:15
04.05.2008
Kleine Bühne
19:15
09.05.2008
Kleine Bühne
20:15
31.05.2008
Kleine Bühne
20:15
12.06.2008
Kleine Bühne
20:15