Seine zu Lebzeiten erfolgreichste Oper ist ein Schlüsselwerk in der Entwicklung Mozarts: 26-jährig befreit er sich aus seiner untergeordneten Stellung beim Salzburger Erzbischof, löst sich aus den Fängen seines bestimmenden Vaters, heiratet und lebt in Wien als erster freischaffender Komponist überhaupt. «Die Entführung aus dem Serail» wird zum frischen, optimistischen Manifest einer Emanzipation, gekleidet in das modische Gewand einer Türkenoper. Konstanze, ihre englische Zofe Blonde und der Diener Pedrillo sind in Bassa Selims Reich festgesetzt. Der Hausherr versucht Konstanze dazu zu bewegen, sich ihm hinzugeben. Doch er hat – um es mit Pedrillo zu formulieren – «so viel Delikatesse, keines seiner Weiber zur Liebe zu zwingen». Konstanzes Bräutigam, Belmonte, versucht die drei Europäer zu befreien. Die Flucht scheitert. Entgegen allen bösen Vorahnungen schliesst die Oper glücklich und erweist sich als Werk der Aufklärung: Bassa Selim verzichtet auf Konstanze und lässt die Fremden ziehen. Der Regisseur Christopher Alden, der in der Oper vor allem in Grossbritannien arbeitet (u. a. «Die Sache Makropolus» an der English National Opera und «L’Orfeo» an der Opera North), stellte sich im deutschsprachigen Raum mit einer Neudeutung von Bizets «Carmen» am Nationaltheater Mann heim vor. Alden wird in seiner Interpretation der «Entführung» die Parallele zwischen mozartschem Werk und mozartscher Biographie aufgreifen, seinen Blick auf gesellschaftliche Initiationsprozesse und die Loslösung aus beengenden Strukturen lenken. Ihm zur Seite steht Attilio Cremonesi, in Basel u. a. bekannt durch sein Dirigat von «La guerra d’Amore» und seine regelmässige Zusammenarbeit mit La Cetra.
