Unsere Mannschaft im Finale gegen einen übermächtigen Gegner. Anpfiff.
Das Leder rollt. Es läuft gut. Linksaussen. Rechtsaussen. Zurück zur Mitte.
Ruhig bleiben. Kurz vor der Pause: 0:1. Tor. Tor gegen uns. Tor für die Falschen. Tor für den Gegner. Tor für den Feind. Das ganze Land leidet. Das ganze Land hofft. Wir wollen jetzt endlich ein Tor sehen. Plötzlich: 1:1, der Ausgleich. Und noch einmal! Doppelschlag, Führung: 2:1. Hurra. Hurra. Wir sind wieder da. Zu früh gefreut. Der Gegner kommt: 2:2. Die Spannung steigt. Noch drei Minuten. Da fällt das entscheidende TOOOOOOOR!
Das zeitgenössische Drama schlechthin ist der Fussball, seine Bühne das Stadion. Was vermag ein Jambus gegen einen Flankenlauf, der Theatertod im Vergleich zum entscheidenden Tor in der Nachspielzeit, fragt der lächelnde Fussballexperte. Doch die Freude des Kenners ist getrübt. Fussball liefert ein getreues Spiegelbild der Seelenzustände seiner Fans und deren Alltag und Mentalität befindet sich wie der Fussball selbst in einer Krise. Es ist ein Drama mit dem Fussball. Das Hohelied der Ballkunst ist ein Stimmenwirrwarr.
Der Dramatiker Marc Becker hat Stimmen und Stimmungen aus dem
Stadion in Form einer Reportage zu einem patriotischen Fussballabend verwoben: die Phrasen der Sportreporter, die Besserwisserei der Experten, das Grölen aus der Fan-Kurve, die Kabinenpredigt des Trainers, das Anfeuern aus dem Wohnzimmersessel. Das vielstimmige Stück ist mehr als die Beschreibung eines Fussballspiels. Schauspieldirektor Lars-Ole Walburg wird mit dieser Arbeit wenige Monate vor Beginn der Fussballweltmeisterschaft in Deutschland und rechtzeitig zur Meisterschaftsfeier der Schweizer Super League einen aktuellen Kommentar zur Lage der Nation präsentieren.