Ein Mann, eine Frau, vier Szenen zwischen Strasse und Hotelzimmer: Der Mann - verheiratet und Vater von zwei Kindern - hat einen Termin in der Stadt. Er setzt sich kurz auf eine Bank. Eine Frau kommt auf ihn zu. Sie beginnt mit ihm zu sprechen. Er nimmt sie mit in sein Hotelzimmer. Bald hat der Mann keine Frau und keine Kinder mehr und auch keine Termine, nur noch die Bank im Park, auf der er ab jetzt wartet, und das Zimmer im Hotel, auf das er die Frau von nun an inständig bitten muss.
"Winter" betrachtet gnadenlos genau und in Nahaufnahme die Paralleluniversen "Mann" und "Frau" mit all ihren Ausformungen des Begehrens, der Hoffnung, der Ablehnung, der Abhängigkeit und der Angst, alleine zurückzubleiben. Eine Begegnung der verpassten Momente, ein grossartiges und archetypisches Stück um die Liebe zwischen zwei Menschen, das danach fragt, wie man sich überhaupt begegnen kann in einer Welt, in der über die Liebe doch schon längst alles gesagt scheint.
Nach "Die Nacht singt ihre Lieder" ist "Winter" das zweite Stück des norwegischen Autors Jon Fosse, das in Basel zu sehen ist. Jon Fosse gehört zu den meistgespielten europäischen Dramatikern. Seine Stücke sind leise, unaufdringliche Texte, wortkarg und scheinbar ereignislos - und doch passiert, jenseits der Grenze des Sagbaren, viel mit seinen Figuren, unheimlich viel. Seine Sprache kommt mit einem Minimum an Vokabular aus, ist aufs Notwendigste reduziert und zugleich hochmusikalisch. Wiederholungen und beklemmende Pausen der Verlegenheit, des in sich Hineinhorchens bestimmen den Ton und lassen die Sprache zum reimlosen Gedicht werden.
Barbara Frey, die in Basel zuletzt bei Heinrich von Kleists "Amphitryon" und bei Shakespeares "Wie es euch gefällt" Regie führte, wird Fosses minimalistischstes
Stück inszenieren.
"Barbara Frey inszeniert "Winter" als Spiel zarter Überblendungen, Doppelungen und Spiegelungen so durchsichtig, klar und verwirrend, dass aus einem kurzen Stück über fast nichts ein wunderbares Traumgespinst wird." FAZ
"Ein kurzer grosser Abend... Barbara Frey kommt weitgehend ohne das übliche Stocken und Langzeitschweigen aus, das andere und meist auch schwächere Fosse-Inszenierungen mit Bedeutsamkeit aufzuladen versuchen. Die gebürtige Baslerin, die heute in Berlin lebt, nimmt den "Winter" leichthändig, tänzerisch fast." Basler Zeitung
"Regisseurin Barbara Frey zeigt Fosses Sprache so, wie sie die beiden Spielenden Michael Neuenschwander und Katja Reinke zeigt: ungeschminkt und verletzlich, schonungs- und illusionslos. Ob auf der Parkbank oder später im Hotelzimmer, immer sind Figuren zu sehen, die zwischen ihrem Tun und dem, was sie damit anrichten, transzendieren:
Wenn er ihr viel zu grosse Kleider ins Hotel mitbringt, wenn sie unsicher auf seinen Schoss steigt, nie ist die Situation sicher, und nie sind die beiden voreinander sicher." Radio DRS 1
"Katja Reinke und Michael Neuenschwander müssen sich an nichts festhalten. Sie müssen nicht schreien und nicht toben und auch nicht witzig sein. Sie dürfen einfach spielen: den Mann, die Frau. Und wie sie das tun: Ausgesetzt - wie Rilke sagen würde - auf den Bergen des Herzens, das macht diesen intimen Abend zum Ereignis." Badische Zeitung
"Und alles, was sich zwischen den beiden abspielt, spiegelt sich erbarmungslos in der Glaswand, die Einheit und Intimität noch da vortäuscht, wo zwei Menschen sich mit jedem einzelnen Wort mehr aufgeben. So ernüchternd das klingt, so leicht, fast schwerelos kommt das in der Inszenierung von Barbara Frey daher. Am stärksten ist sie da, wo sich selbst die spärlichen Worte erübrigen: wo eine zärtliche Berührung übergeht in ein verzweifeltes Klammern. Da ist kein Pathos und kein Kitsch - nur der Atem der Gegenwart: als würde man zuschauen, wie flüssiges Wachs gerinnt." Radio DRS 2
"Katja Reinke und Michael Neuenschwander zeigen beide grandiose schauspielerische Leistungen, sie setzen die minimalistische Sprache des Stückes perfekt um. Das Publikum war begeistert." Radio Basel One
"Eine maximale Regie und ein beeindruckendes Bühnenbild." Basellandschaftliche Zeitung
"Diese kammerspielartige Achterbahnfahrt spielen Reinke und Neuenschwander grossartig." Der Sonntag