Viren zirkulieren. Fast überall. In den unterschiedlichsten Bereichen: in der
Immunologie (AIDS, Ebola, SARS), der Computertechnologie (ILOVEYOU), in Form von Anthrax oder als "Schläfer" internationaler Terrornetzwerke. Viren nisten sich unbemerkt in den Wirtsorganismus ein; Viren überschreiten Körpergrenzen, Zellwände und geographische Demarkationslinien, unterlaufen die Schutzmechanismen der Computernetze oder unterwandern politische Systeme.
Es ist die Logik des Epidemischen, die vage Ängste produziert und zugleich auf unheimliche Art fasziniert. Denn dort, wo die Topik des Viralen auftaucht, steht die Unterscheidung zwischen "Eigenem" und "Fremdem" auf dem Spiel.
"VIRUS!" nimmt als Ausgangspunkt Euripides "Bakchen" und liest diesen
zweieinhalbtausend Jahre alten Urtext des Theaters auf der Folie der modernen Virologie - oder, um in der Terminologie zu bleiben: zersetzt ihn.
Dionysos als hausgemachter Fremdkörper, der aus dem Mutterleib herausgerissen im Vater -Schenkel ausgetragen, dann nach Kleinasien ausgelagert wird, um von dort aus Griechenland heimzusuchen und Pentheus' Palast von innen her zu unterwandern und zu sprengen. Seine Kampfmittel sind Täuschung, Rausch und Raserei, seine Rache ist grausam, tödlich und grotesk.
Sebastian Nübling ist Hausregisseur am Theater Basel, wo er zuletzt in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen Marlowes "Edward II." und im Schauspielhaus "Fucking Åmål" nach dem gleichnamigen Film von Lukas Moodysson inszenierte. "VIRUS!" hat am 17. Juni im Rahmen des internationalen Festivals "Theater der Welt" in Stuttgart Premiere und wird am 15. September die Saison im Schauspielhaus eröffnen.
"Mit seinem Ensemble zeigt Sebastian Nübling auf der Bühne und in den Kostümen von Muriel Gerstner einen packenden, beklemmenden Abend, de die antike Stückvorlage ernst genug nimmt, um daraus ein hochaktuelles und hochbrisantes Stück Gegenwartstheater zu machen." Neue Luzerner Zeitung
"Das Theater Basel stellt der westlichen Zivilgesellschaft eine kühn bebilderte Zerfallsprognose. Zugleich ist das Ensembleprojekt "VIRUS!" ein Statement: Es wird experimentiert bis in die letzten Spielminuten der auslaufenden Walburg-Zeit." Basler Zeitung
"Nübling versteht es wie immer hervorragend, einzelne Schauspieler zu einem einzigen Körper zu verschmelzen." Blick
