Uraufführung
Der Theatermacher und Musiker Ruedi Häusermann gehört zu den feinsinnigsten und eigensten Theaterkünstlern der Schweiz. Seit Jahren entwickelt er in seinen Arbeiten seine musik-theatralische Sprache weiter, befragt sie und lässt teilhaben an dem Prozess ihrer Entstehung. Seine Zuwendung gilt dem Alltäglichen, den kleinen, unscheinbaren Vorgängen, die er verdichtet, verwebt, in einer musikalischen Welt aufgehen und sich wieder verflüchtigen lässt. Viele seiner Werke wurden am Theater Basel entwickelt. Und auch in dieser letzten Spielzeit wird er sich gemeinsam mit Musikern und Schauspielern auf eine neue Forschungsreise begeben, die dieses Mal die Bühne verlässt und vielleicht in die Eingeweide des Theaterbaus selbst führt, vielleicht aus dem Theater hinaus, hinein an einen Ort, der uns zum Anfang führt: zum Wort. Denn einmal möchten wir alle dorthin zurück, wo alles begann, wo Sprache noch Klang und Musik ist, noch nicht auf eine Bedeutung festgelegt, wo ein tastendes Sprechen Resonanzräume öffnet für den Nachhall von Sätzen und Worten, wo die Stimme eines anderen uns die Angst nimmt vor dem Einbruch des Schweigens. Erzählen, hat einmal Peter Bichsel gesagt, sei etwas Tröstliches, ein Mittel gegen die Verzweiflung, die uns angesichts der Endlichkeit befällt.
Für jedes Spieldatum gab es sechs Durchgänge.
"Besser kann man nicht zeigen, wie sich Wirklichkeit und Fiktion am Theater bedingen." Badische Zeitung
"Ruedi Häusermann beschäftigt in seinem ungewöhnlichen Theaterprojekt viele: neben den "Sachkundigen", die über "Luftansaugung", "Kältemaschinen", Trocken-WC und das Ausfallen des Dieselmotors referieren, beleben stumme Figuren die Räume. Sie bedecken Kostüme mit Plastik, arbeiten an ratternden Nähmaschinen, zupfen Klaviersaiten. Damit gelingt Häusermann erstens eine atmosphärische, unkonventionelle Soundscape aus metallenen Kleiderbügeln, raschelndem Plastik, dumpfem Lüftungsrauschen, laufendem Wasser. Zweitens schafft er so eine skurrile Gegenwelt zu den sachlichen, wunderbar ernst und natürlich gehaltenen Ausführungen der "Sachkundigen"." baz
"Ruedi Häusermanns "Schutzraum"-Projekt ist Reality-Theater der allerfeinsten Art: Mit winzigen, präzis berechneten Verfremdungsmitteln lenkt er die Aufmerksamkeit auf Abgründe, deren Existenz man üblicherweise lieber übersieht." Blick
"Der Parcours ist auch ein buchstäblich untergründiges Gedenken an ein Theatergebäude, das in diesem Jahr 30 Jahre alt wird. Und nicht zuletzt ist er eine zärtliche Hommage an all die unsichtbaren guten Geister des Hauses, die im Fundus und in den Tonkammern, in Schneiderei und Requisite und all den andern hundert Bereichen tätig sind und die ganze Kunst erst ermöglichen." NZZ
