Marianne ist seit Jugendtagen dem Fleischermeister Oskar versprochen. Sie liebt allerdings den Strizzi Alfred, einen Spieler und Frauenhelden, von dem sie ein Kind möchte. Ein Jahr später leben Marianne und Alfred mit ihrem kleinen Sohn in einer armseligen, feuchten Wohnung. Zur Verbesserung der finanziellen Situation wird erwogen, das Kind zu Alfreds Mutter zu geben, damit Marianne als Tänzerin arbeiten kann und Alfred, der Beziehung überdrüssig, will nach Frankreich. Nachdem Marianne als Nackttänzerin in einem Nachtklub arbeitet, aus Not Geld stiehlt, ins Gefängnis muss und nach ihrer Entlassung vom Tod ihres Kindes erfährt, trifft sie den Fleischermeister Oskar wieder, der auf Marianne gewartet hat und sie zur Frau nimmt. Das versprochene Glück aus den Tagen der Jugend erfüllt sich doch noch zu guter Letzt: "Mariann, du wirst meiner Liebe nicht entgehen." "Geschichten aus dem Wienerwald" bildet den Höhepunkt von Ödön von Horváths dramatischem Schaffen. Das Stück vereinigt den ganzen Mikrokosmos Horváthscher Figuren. Es ist ein Geflecht von Bildern der Gewalt und des Todes, eingewoben in die Volkskomödie.
Hausregisseur Rafael Sanchez, der mit seinen Mundart-Inszenierungen
("Geld und Geist" von Jeremias Gotthelf und "E Summer lang, Irina" von Guy Krneta) ganz neue Inszenierungsstrategien für das Volksstück entwickelt hat, untersucht diesen Reigen aus Egoismus, Opportunismus und Anpassung mit den Mitteln des choreographischen Schauspielertheaters und fordert nach der Operette "Im weissen Rössl" in dieser Spielzeit einen weiteren Stoff der österreichischen "Gemütlichkeit" zum Tanz auf, der ein Todestanz ist.
"So diszipliniert hat man den verspielten Sanchez noch nie erlebt. Und er ist damit selbst dort, wo er die Farce streift, ganz nah bei Horvath. Dass das in die Tragödie schlittert, realisieren schon seine Figuren nicht. Und dass auch der ganzen Lustigkeit der Schrecken im Nacken sitzt, darf man - zum Glück - als Zuschauer selber merken." NZZ
"Langer Applaus für richtig gutes Theater!" Radio Basel One
"Die Inszenierung wirkt traditionell, verzichtet auf plakative Gegenwartsbezüge, spielt mit den Klischees von Wien, verführt in etwas fast Heimeliges, allzu Nettes, Liebevolles der Figuren und Schauspieler, die zu Sympathieträgern werden.
Thomas Reisinger glänzt als schmieriger, simpler Alfred, Iris Erdmann ist eine teuflische Grossmutter, auffällig stark auch Chantal Le Moign als Valérie." Basellandschaftliche Zeitung
"Was Horvath selbst in seinen Kleist-preisgekrönten "Geschichten aus dem Wiener Wald" von 1931 angelegt hat an Witz, das kitzelt Sanchez heraus und ergänzt es durch eigene Einfälle: Ein gut gelaunter Basler Hausregisseur mit breitem Spektrum." Badische Zeitung