Eine bulgarische LastKraftWagenfahrt durchs Dreiländereck von Stefan Kaegi (Rimini-Protokoll)
Stückinfo
Uraufführung
Truckerfahrer sitzen zwei Meter über der Strasse und haben 500 PS unter dem rechten Fuss. Sie kennen die Städte Europas von ihren Ausfahrtsschildern. Bulgaren haben den Osten mit Jeans, den Iran mit Technik und den Westen mit Joghurt versorgt. Seit den 90ern werden sie von West-Speditionen zu Billiglöhnen eingestellt. In Basel überqueren sie die Grenze und wärmen auf dem Parkplatz ihr Essen auf. "Cargo Sofia" ist ein gelebtes räumliches Modell, ein umgebauter Lastwagen, der statt Waren Erzählungen transportiert. Auf der linken Seite ist er durchsichtig: Ein mobiler Zuschauerraum; ein Guckkasten, der sich auf europäische Städte richtet wie ein Mikroskop. Basel ist die erste von über 10 Stationen zwischen Lettland und Strassburg, Berlin und Belgrad.
Vom Theater aus werden jeden Abend 49 Zuschauer auf eine 2-stündige Reise durch die Agglomeration verfrachtet: Autobahnraststätten, Verladerampen, Containerhafen, Lagerhallen ... Zu diesen Bühnenbildern des Transits fügen sich südosteuropäische Biographien aus dem Führerstand. Balkanmusik und Motoren-Grooves vertonen die Landschaft Kurve für Kurve. Wo Ware war, sitzen Zuschauer und blicken verfremdet zurück auf die Stadt.