Eingeladen ans Prager Theaterfestival deutscher Sprache
Eingeladen zur Kulturwoche "Schweiz in Sicht" in Graz
«Ich bin nicht Stiller!» Beim Grenzübertritt in die Schweiz fällt ein Reisender auf, der sich als amerikanischer Staatsbürger namens James Larkin White ausgibt. Man meint, in ihm den Schweizer Anatol Ludwig Stiller, einen seit sechs Jahren verschollenen Bildhauer, zu erkennen und nimmt ihn in Untersuchungshaft. Da er beharrlich verleugnet, der Gesuchte zu sein, wird er mit den Menschen konfrontiert, die mit Stiller vor dessen Verschwinden am meisten zu tun hatten: Mit seiner Frau Julika, einer ehemaligen Balletttänzerin, mit seiner ehemaligen Geliebten, mit Freunden und Bekannten. Stiller jedoch hatte einst der Schweiz den Rücken gekehrt, um sein in seinen Augen gescheitertes Leben zu vergessen und sich in der Fremde nicht nur einen gefälschten Pass, sondern auch eine gefälschte Biografie zu eigen zu machen und zu leben. Nach seiner Rückkehr versuchen nicht nur die Behörden, ihn wieder in jenen Stiller zurückzuverwandeln, der einst die Schweiz verlassen hatte. Nach und nach häufen sich die Beweise und zwingen «White» schliesslich, seine Identität mit dem Verschollenen zu akzeptieren.
Max Frischs 1954 erschienener Roman stellt das Ringen um seine eigene Identität ins Zentrum. Das Leiden an der begrenzten Alltagswirklichkeit und die Überzeugung, sein Leben verfehlt zu haben, lässt Stiller aus seinem alten Leben fliehen und sein Glück in einer anderen Identität suchen. Doch erweist sich seine Flucht als trügerische Illusion - seine Sehnsucht nach einem anderen Ich und einem erfüllteren Leben stellt sich nicht ein. Fünfzig Jahre nach Erscheinen von Max Frischs Jahrhundertroman bringt Schauspieldirektor Lars-Ole Walburg zur Spielzeiteröffnung «Stiller» auf die Bühne.