Märchen, Kasperletheater oder Moritat? Strawinskys 1918 im Schweizer Exil entstandene "Geschichte vom Soldaten" ist all dies, sie ist zugleich grausam und herzensgut, unverschämt und liebenswert. Parabelhaft wird die Geschichte eines Menschen erzählt, der dem Teufel seine Seele - dafür steht seine Geige, also die Musik - verkauft, um seinen eigenen Weg gehen zu können, und schmerzlich erkennen muss, dass das Glück auch mit dem Reichtum der ganzen Welt nicht zu erlangen ist. In der Liebe zu einer kranken Prinzessin findet der Soldat seine Seele beinahe wieder, wird aber schliesslich doch vom Teufel geholt, weil ihm das gegenwärtige Glück nicht genügt und er alles haben will - auch das längst Vergangene.
Ursprünglich für eine Wanderbühne komponiert, bezieht die "Geschichte vom Soldaten" ihren Reiz aus Wechsel und Kombination verschiedener theatraler Mittel - "zu spielen, zu singen und zu tanzen" heisst es im Untertitel; einmal mehr gelang es Strawinsky, Bekanntes in überraschend Neues zu transferieren.