Ist der Mord an einem Repräsentanten eines Unterdrückungssystems, ist das politische Attentat gerechtfertigt? Und wodurch allein kann es gerechtfertigt sein? Um diese Fragen geht es in »Die Gerechten«, dem 1949 in Paris uraufgeführten »Schauspiel über die zartfühlenden Mörder« des in Algerien geborenen und 1960 bei einem Autounfall in Frankreich ums Leben gekommenen Literaturnobelpreisträgers Albert Camus. Der Dramaturg und Regisseur Matthias Günther, der in der letzten Spielzeit «Faust II» und «Microsklaven» auf der Kleinen Bühne inszeniert hat, untersucht «Die Gerechten» im Schauspielhaus auf ihre heutige Relevanz für eine bürgerliche Gesellschaft. Ausgangspunkt für die Inszenierung ist eine Talkshow, die der Frage nach der Präzisierung eines Gefühls für einen Aufstand nachgeht und die Berechtigung von Gewalt in der heutigen Zeit überprüft.
«Ein neuer Imperialismus ist bereits über uns gekommen. Es ist eine remodellierte, modernisierte Fassung dessen, was wir einst kannten. Erstmals in der Geschichte hat ein einziges Imperium mit einem Waffenarsenal, das die Welt an einem Nachmittag auslöschen kann, komplette, unipolare wirtschaftliche und militärische Hegemonie. Es wendet verschiedene Waffen an, um unterschiedliche Märkte aufzubrechen. Es gibt kein Land auf Gottes Erden, das sich nicht im Fadenkreuz amerikanischer Marschflugkörper und IWF-Scheckbücher befindet.» [Arundhati Roy, 20.01.2004]
