Der einsame Westen

Schauspiel

In seiner Leenane-Trilogie erzählt der irische Autor Martin McDonagh vom traurig-komischen, alltäglich-verzweifelten Leben der Bewohner des kleinen Ortes Leenane am Rande der westlichen Welt. Eine ehemalige Schönheitskönigin, mittlerweile über vierzig und noch immer Jungfrau, lebt mit ihrer alten und herrschsüchtigen Mutter unter einem Dach und wartet sehnsüchtig auf den Mann ihres Lebens. Unter einem anderen Dach leben zwei genauso heillos zerstrittene wie auch innigst miteinander verstrickte Brüder, die keine Gelegenheit auslassen, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. In enger Nachbarschaft: ein Witwer in mittleren Jahren, der sich alle sieben Jahre als Toten(aus)gräber verdingt, um auf dem Dorffriedhof wieder Platz zu schaffen, und plötzlich mit dem unschönen Umstand konfrontiert ist, seine eigene Frau exhumieren zu müssen. Und es gibt einen Polizisten, der mit seinen Ermittlungen niemals erfolgreich ist. Inmitten dieser wütenden und verlorenen Seelen wandelt ein ständig betrunkener Priester, der an der Unzulänglichkeit seiner Schützlinge und der eigenen Unfähigkeit sie zu bekehren zu Grunde geht. Am Ende ist eine nicht unerhebliche Zahl an Toten zu beklagen, die alle keines natürlichen Todes gestorben sind. Ein Kaleidoskop menschlicher und allzumenschlicher Existenzformen. Eine ländlich-abseitige Variante der berühmten grossstädtischen Short-Cuts aus Hollywood. Wie eine ferne, düstere Ahnung erscheint der Schauplatz der Trilogie. Weniger das wirkliche Irland, als eine literarisch entworfene Vorhölle, ein Endspiel, die Frustration am Ende der Welt. Die westliche Zivilisation im Zustand fortgeschrittener Degeneration. Lonesome West eben.
 Der Regisseur Sebastian Nübling wird - erstmals in deutscher Sprache - die drei einzelnen Stücke der Leenane-Trilogie, die auf vielfältige Weise ineinander verwoben sind, als Ganzes zur Aufführung bringen.