Das 20. Jahrhundert wimmelt von Berühmtheiten, die zu Ikonen der Geschichte wurden und die für die Gegenwart nachhaltig die Welt der Bilder und damit die Realität der Massenmedien bestimmen. Die Zurichtung der Welt geschieht im Hinblick auf ein grösstmögliches Publikum. Dessen Aufmerksamkeit will gebannt sein durch einen der ältesten Reize: das menschliche Schicksal. Wer Exemplarisches erleidet oder solches anderen im grossen Massstab zufügt, ist interessant über den Rahmen des Privaten hinaus. Ein reich bevölkerter Götter- und Heldenhimmel begleitet den Alltag im Guten wie im Bösen. Die Massenmedien dienen so einer Art Ahnenkult der Moderne.
Will das Theater sich der Heldengalerie des 20. Jahrhunderts annehmen, steht es gemeinhin in direkter Konkurrenz zu den medial aufbereiteten Dokumenten. Epochen, die vor der Erfindung der Massenmedien den Wunsch nach weltumspannenden Geschichten und Figuren befriedigen wollten, griffen zur Abbildung der Schicksalsträger durch Puppen. In der künstlerischen Vereinfachung und Konzentration fand sich ein Weg, die unverständliche Kompliziertheit der Welt zu bannen.
Tom Kühnel und Suse Wächter arbeiten seit Jahren an einer Neuerfindung und Weiterentwicklung des Puppenspiels im Sprechtheater. Der gleichzeitige Einsatz von lebensechten Puppen und Schauspielern hat in ihren Inszenierungen in Frankfurt am Main und zuletzt auch in «Szenen einer Ehe» am Theater Basel zu verblüffend plausiblen Ergebnissen geführt. Mit «Helden des 20. Jahrhunderts» wird, in Anlehnung an die indonesische Tradition der Stabpuppen, eine Inszenierung erarbeitet, die ausschliesslich auf Puppen basiert und ähnlich wie im Vorbild des asiatischen Puppenspiels von Live-Musikern begleitet wird.
«Helden des 20. Jahrhunderts» entsteht als Koproduktion des Theater Basel mit dem Frankfurter TAT, wo die Produktion im Frühjahr 2004 zu sehen sein wird.
