Entdeckung, Befriedung und Konversion des Mittelmeerraumes durch einen Stamm aus Amazonien
Nach langer Reise Übers Meer, nach 82 Tagen sahen seine Vorfahren zum ersten Mal wieder Mäwen und Erde. Am 1. Oktober entdeckten sie das „Mare nostrum“ und legten an, um die wilden Weissen „zu paxifizieren, also, zu befriedigen“. Diese freuten sich Über die Rosenkränze aus Glas, die Kämme und anderen wertlosen Geschenke, dass sie zu tanzen und singen begannen. So erzählt es ein Amazonier; denn nicht Amerika wird hier entdeckt, sondern das Mittelmeer und seine Völker.Mit skurrilem Humor, zwischen Klamauk und Tiefsinn changierend, entwirft Mauricio Kagel eine Umkehr-Kolonialisierung, die im Spiel mit (musikalischen) Klischees und dem pseudo-naiven Blick des Fremden das Abendland in einem Taschenspiegel vorführt. Dazu erzählt der Mann aus Amazonien von den Merkwürdigkeiten der „Neuen Welt“ in einer Kunstsprache, die durch Sprachspielereien und vermeintliche Sinnentstellung erst den wahren Sinn entlarvt. Zur Feier von Mauricio Kagels 70. Geburtstag im Dezember dieses Jahres führen wir seinen aberwitzigen Reisebilderbogen für zwei Sänger und sechs Instrumentalisten auf, den der argentinische Komponist 1973/75 im Auftrag der Berliner Festwochen schrieb.