Traumspiel nach Meyring mit Musik von Martyn Jacques (The Tiger Lillies)
Stückinfo
Uraufführung
»Zwei Waagschalen, jede belastet mit dem Gewicht des halben Weltgebäudes, schweben irgendwo im Reich der Ursachen, ahnte ich - auf welche von beiden ich ein Stäubchen warf: sie sank zu Boden.«
Meyrinks Roman »Golem« gehört zu den Klassikern der phantastischen Literatur. Wie seine Vorbilder E.T.A. Hoffmann und Edgar Allan Poe lässt Meyrink das Traumhafte schon in der Alltagswelt beginnen, Realität und Überwirklichkeit fliessend ineinander übergehen.
Der fiktive Erzähler entschwindet in eine Traumwelt, in der er als Anathasius Pernath im Labyrinth des Prager Ghettos, der alten Judenstadt, wieder auftaucht: Immer einmal in der Zeit eines Menschenalters geht blitzschnell eine geistige Epidemie durch die Judenstadt, befällt die Seelen der Lebenden und lässt wie eine Luftspiegelung die Umrisse eines charakteristischen Wesens entstehen, das vielleicht vor Jahrhunderten hier gelebt hat und nach Form und Gestaltung dürstet. Der jüdischen Legende nach hatte einst Rabbi Löw aus Lehm ein Gebilde geschaffen, das durch die magische Kraft des Menschen als Mensch produziert werden kann. Es hörte auf die Befehle seines Meisters, bis dieser eines Tages unbedacht war. Da machte es sich selbständig, wuchs zu unheimlicher Grösse an, begann zu toben und drohte alles zu vernichten. Anathasius Pernath begegnet nun der Golem als sein eigenes Spiegelbild. Doch der hat mit dem historischen kaum mehr etwas zu tun.
Der Regisseur und Bühnenbildner Michael Simon wird aus diesem modernen Klassiker eine eigene Bühnenfassung entwickeln.