Der Leiter des Theatre Du Point Aveugle in Marseille François-Michel Pesenti gehört zur Zeit mit Sicherheit zu den interessantesten Regisseuren Frankreichs. Seine Forschungsprojekte nach einer unverstellten Sprache für das Theater führten ihn bereits durch die halbe Welt: so inszenierte er ausserhalb Frankreichs in Grossbritannien, Italien, Deutschland, Taiwan, Kroatien und in der Schweiz. Seine Arbeiten im Theaterhaus Gessnerallee („Helter Skelter“ 1990) und am Theater Neumarkt in Zürich („Backroom“ 1994; „Das Beste kommt noch“ 1995; „Zimmer“ 1996; „Berenice“ und „Maladie de la Mort“ 1997) sorgten für heftige Auseinandersetzungen: stiessen sie bei den einen auf völlige Ablehnung, wurden sie von den anderen enthusiastisch gefeiert. Am Theater Basel konnte man vor acht Jahren seine Inszenierung „Celestina“ von Fernando de Rojas sehen. Wir haben ihn eingeladen, gemeinsam mit unserem Ensemble ein Projekt zu erarbeiten, das sich mit der Morphologie des Erzählens auseinandersetzt. Seit einigen Jahren beschäftigt mich in meiner Arbeit die Frage nach der Gefährlichkeit der Verbindung, die Schauspieler und Zuschauer während einer Vorstellung miteinander aushandeln. Theater wird für mich nur unter der Bedingung notwendig, dass man sich beschuldigt, anwesend zu sein, um mit getrennten Verantwortungsbereichen dem Unwahrscheinlichen zum Geschehen zu verhelfen. Meine Arbeit besteht folglich darin, beide Parteien für diese kleine Schlacht bis auf die Zähne zu bewaffnen. François-Michel Pesenti