Tanzabend von Joachim Schlömer frei nach Shakespeare
Musik von Galina Ustwolskaja und György Ligeti
Stückinfo
Hamlet, Hamlet, Hamlet - ein Stück, das immer wieder fasziniert. Wie geht man an so einen Klassiker ran von der Jan Kott sagt, dass das Geniale Hamlets gerade darauf beruht, dass man sich darin spiegeln kann. Das Tanztheater beschäftigt sich nach 1996 nun ein zweites Mal mit dem Theaterklassiker. Schon in Weimar setzte Joachim Schlömer das Ich Hamlets ins Zentrum seiner choreographischen Auseinandersetzung. Allerdings wird das Stück hier um zwei Themenbereiche ergänzt, so dass der Abend nun, statt wie bisher aus drei, aus fünf Teilen bestehen wird: Hamlet, der Rosengarten, Nacht auf freiem Feld, Geister und Ophelia. Diese Teile werden als einzelne in sich abgeschlossene Kapitel dargestellt. Im Mittelpunkt steht stets die Figur Hamlets. Seine Präsenz verbindet die Teile miteinander, als würden sie seiner Gedankenwelt entspringen und sich für kurze Zeit verselbständigen, so dass der Zuschauer mit ihm zum Betrachter einer Welt wird, die teilweise unförmig auf ihn zugeht und ihn dabei herausfordert. Der Abend keine lineare Erzählebene. Raum- und Zeitachsen werden über die Tiefe von Hamlets Vorstellungswelt neu ausgelotet bis sie sich schliesslich so verdichten, dass Hamlet, trotz dem ständigen Zweifel, zum Handeln gezwungen wird. In der Musik der Russin Galina Ustwolskajas (geb. 1919) findet diese Suche nach dem Unglauben und dem zögernden Handeln eine musikalische, oder eher akustische Dimension. Die Musik Ustwolskajas wirkt wie ein Aufbegehren gegen die bösen Geister dieser Welt. Ihre Musik wurde oft als einsam und insularisch beschrieben, sogar starr und eng. Doch dies macht ihre einzigartige Kraft aus; ihre fast archaisch anmutenden Rhythmen und die ungewöhnliche Melodik verleihen ihren Kompositionen die strenge eines Rituals, die in sich durchaus, so die Schülerin Schostakowitschs, einen „religiösen Geist“ vereinen könnte.
