Die Räuber

Schauspiel

Wenn Franz nicht der Zweitgeborene gewesen wäre und Aussicht auf Anteil an des Vaters Erbe gehabt hätte, wenn er sich nicht in das Mädchen seines Bruders Karl verguckt hätte. Wenn Karl nicht in der Ferne studiert hätte, aber was heisst in diesem Fall studieren: Statt im Stübchen fleissig die richtigen Bücher zu wälzen, hockt er mit seinen Saufkumpanen in Spelunken herum und philosophiert über den freien Menschen. Da kommt man schon auf dumme Gedanken, insbesondere wenn ein Rädelsführer wie Spiegelberg am Tisch sitzt. Im Nachhinein ist alles ganz klar. Es hat ja so kommen müssen: Der eine wütet am Hof und zieht alles in den Abgrund, der andere herrscht in den Wäldern und gibt den Verbrecher aus verlorener Ehre. “Ich weiss nicht, wie ich es erklären soll, dass wir dem, den die Welt austösst, unsere Tränen in die Wüste nachtragen; dass wir lieber mit Crusoe auf der menschenverlassenen Insel uns einisten, als im drängenden Gewühle der Welt mitschwimmen. Dies wenigstens ist es, was uns in vorliegendem Stück an die so äusserst unmoralischen Gaunerhorden festbindet. Eben dieses eigentümliche Korpus, das sie der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber formieren.” Friedrich Schiller