Tätowierung
Schauspiel

von Dea Loher

Stückinfo

«Meine Nadel stech / ich dir ins Fleisch / wieder und wieder / eine Tätowierung / die du behältst / mein Zeichen / ein Leben lang / Vatermal / unauslöschlich.»

Wolfgang Wucht, genannt Ofen-Wolf, ist Bäcker und Familienvater. Seine Frau Juliane, genannt Hunde-Jule, arbeitet in einem Hundesalon und hat eine Allergie gegen Hausstaub und Hundehaare. Deshalb kratzt sie sich immerzu ihre verschorfte Haut auf und trägt einen Atemschutz. Lulu, die jüngere Tochter, ist neidisch auf die Geschenke und die Aufmerksamkeit, die ihre grossen Schwester Anita vom Ofen-Wolf bekommt. Doch die bekommt dafür auch regelmässigen Besuch vom Vater, nachts: «Daliegen, steifern, stockbeinig. Zumachen, alles so lasse ich mich auseinanderreissen.» Die Mutter weiss Bescheid, doch sie will nichts sehen. Anita lernt den Flower-Paul kennen. Sie verlieben sich. Dann ist sie schwanger, aber nicht vom Paul. Sie heiraten und ziehen fort. Auch die Hunde-Jule verlässt das Haus. Übrig bleibt Lulu, die nun die Lücke ausfüllen muss. Sehr bald ist sie nicht mehr neidisch. Und dann ist auch Lulu schwanger. Der Ofen-Wolf fordert Anitas Rückkehr und droht: «Ich hol' dich.» Anita hat jede Nacht den gleichen Albtraum und will kein zweites Kind, auch nicht vom Paul. Der will sich rächen. «Dein Vater ist stärker als ich, ein Leben lang.» Er besorgt sich ein Gewehr, doch geht er lieber weg, als auf den Ofen-Wolf zu schiessen. Am Ende ist nichts gelöst, wird niemand bestraft, sind alle kaputt.

Dea Loher, geboren 1964, gehört zu den wenigen deutschsprachigen Autorinnen der jüngeren Generation. Für ihr erstes Theaterstück «Olgas Traum» bekam sie den Dramatikerpreis der Hamburger Volksbühne 1990, das zweite Stück «Tätowierung» wurde zu den Mülheimer Theatertagen «Stücke '93» eingeladen, erhielt den Goethepreis des Goethe-Instituts sowie den Royal Court Theatre Playwrights Award. Ihr drittes Stück «Leviathan» erschien 1993, im gleichen Jahr wurde sie in der Kritikerumfrage von «Theater heute» zur «Nachwuchsautorin des Jahres» ausgerufen. 
 

Premiere

21. Januar 1998

Ergänzende Informationen zu dieser Produktion folgen zu einem späteren Zeitpunkt. Besuchen Sie uns bald wieder und viel Spass beim Weiterstöbern.