Aus Deutschland
Oper

Eine Liederoper in 24 Bildern
Libretto von Mauricio Kagel nach in Liedern vertonten Gedichten der Romantik
In memoriam Heinrich Heine

Der Zuhörer darf «Aus Deutschland» ruhig mit unruhigen Ohren erleben: es klingt nach Kagel, erinnert jedoch an Schubert.
Erinnerung an Schubert und in memoriam Heinrich Heine: Zwischen den Tiefen deutscher Romantik und ihrer ironischen Aufhebung im Heine'schen Verzweiflungston, zwischen diesen Polen bewegt sich Kagels Liederoper «Aus Deutschland». 1981 wurde die Liederoper in Berlin uraufgeführt. Das Libretto, von Kagel selbst erstellt, ist eine raffinierte Textcollage aus Gedichten der deutschen Romantik. In seiner Musik gelingt es Kagel, durch knappen musikalischen Ausdruck die Affekte der Schubertschen Musikwelt szenisch wirksam werden zu lassen. Es treten der Leiermann aus Schuberts Lied, die beiden Grenadiere aus Heines Gedicht, aber auch Hölderlins Hyperion selbst auf, und werden zu selbständig handelnden Akteuren neben Goethe, Schubert oder Heine. Aber auch Archetypen der Romantik wie «Die Nacht», «Der Tod» oder «Die Musik» agieren auf der Szene und werden mit den anderen Personen des Stückes zu Allegorien dessen, was bis in unser Jahrhundert hinein die Ambivalenz der deutschen Romantik ausmachte.
Herbert Wernicke nimmt in seiner szenischen Erarbeitung die Allegorien, die wir mit der deutschen Romantik verbinden, auf und beim Wort. Heimlicher Bezugspunkt des Bühnenbildes ist Caspar David Friedrichs berühmtes Bild «Das Eismeer», bekannt als «Die gescheiterte Hoffnung». Ein Eismeer aus Konzertflügeln und Klavieren bildet die beeindruckende Trümmerlandschaft, die zum Spielort der Mitwirkenden wird. Kagels Bilderbogen aus Romantik und Biedermeier wird veräusserlicht und theatralisiert. Einige wenige Versatzstücke, die zu den Topoi der Romantik gehören,
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werden szenisch einbezogen: Wald und Krähe, Leiermann und Kölner Dom, die Tempel Arkadiens und «Der Morgen» Philipp Otto Runges sind den rasch wechselnden Szenen beigegeben.
«De l'Allemagne», Madame de Staöls Bericht aus Deutschland — er soll in dieser Aufführung mit einem distanziert-ironischen Blick fortgesetzt werden. Die Helle der Kultur, die aus Deutschland kam und die Schwärze seiner Politik, die über Europa hereinbrach, sind die beiden Pole, die der Verlauf der Aufführung von «Aus Deutschland» sichtbar zu machen versucht.

Stückinfo

Schweizer Erstaufführung

Der Zuhörer darf «Aus Deutschland» ruhig mit unruhigen Ohren erleben: es klingt nach Kagel, erinnert jedoch an Schubert.

Erinnerung an Schubert und in memoriam Heinrich Heine: Zwischen den Tiefen deutscher Romantik und ihrer ironischen Aufhebung im Heine'schen Verzweiflungston, zwischen diesen Polen bewegt sich Kagels Liederoper «Aus Deutschland». 1981 wurde die Liederoper in Berlin uraufgeführt. Das Libretto, von Kagel selbst erstellt, ist eine raffinierte Textcollage aus Gedichten der deutschen Romantik. In seiner Musik gelingt es Kagel, durch knappen musikalischen Ausdruck die Affekte der Schubertschen Musikwelt szenisch wirksam werden zu lassen. Es treten der Leiermann aus Schuberts Lied, die beiden Grenadiere aus Heines Gedicht, aber auch Hölderlins Hyperion selbst auf, und werden zu selbständig handelnden Akteuren neben Goethe, Schubert oder Heine. Aber auch Archetypen der Romantik wie «Die Nacht», «Der Tod» oder «Die Musik» agieren auf der Szene und werden mit den anderen Personen des Stückes zu Allegorien dessen, was bis in unser Jahrhundert hinein die Ambivalenz der deutschen Romantik ausmachte.

Herbert Wernicke nimmt in seiner szenischen Erarbeitung die Allegorien, die wir mit der deutschen Romantik verbinden, auf und beim Wort. Heimlicher Bezugspunkt des Bühnenbildes ist Caspar David Friedrichs berühmtes Bild «Das Eismeer», bekannt als «Die gescheiterte Hoffnung». Ein Eismeer aus Konzertflügeln und Klavieren bildet die beeindruckende Trümmerlandschaft, die zum Spielort der Mitwirkenden wird. Kagels Bilderbogen aus Romantik und Biedermeier wird veräusserlicht und theatralisiert. Einige wenige Versatzstücke, die zu den Topoi der Romantik gehören, werden szenisch einbezogen: Wald und Krähe, Leiermann und Kölner Dom, die Tempel Arkadiens und «Der Morgen» Philipp Otto Runges sind den rasch wechselnden Szenen beigegeben.

«De l'Allemagne», Madame de Staöls Bericht aus Deutschland — er soll in dieser Aufführung mit einem distanziert-ironischen Blick fortgesetzt werden. Die Helle der Kultur, die aus Deutschland kam und die Schwärze seiner Politik, die über Europa hereinbrach, sind die beiden Pole, die der Verlauf der Aufführung von «Aus Deutschland» sichtbar zu machen versucht.

Premiere

10. Oktober 1997

Gastspiele

12. Juni 1997
Theater Carré Amsterdam (3 Vorstellungen)

20. Juni 1997 
Museumsquartier Wien (2 Vorstellungen)

25. - 27. Februar 1999
Pala Fenice, Venedig

Ergänzende Informationen zu dieser Produktion folgen zu einem späteren Zeitpunkt. Besuchen Sie uns bald wieder und viel Spass beim Weiterstöbern.

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