Peer Gynt
Schauspiel

Ein dramatisches Gedicht von Henrik Ibsen

Stückinfo

Viele halten ‹Peer Gynt› für mein bestes Buch. Das Stück ist wild und formlos, rücksichtslos geschrieben, so, wie ich es nur weit von der Heimat entfernt wagen konnte.
Henrik Ibsen

Der Bauernjunge Peer Gynt war schon fast zwanzig und er erzählte immer noch lieber Geschichten und träumte, als dass er arbeitete und für sein Fortkommen sorgte. Er lebte mit seiner Mutter auf einem ärmlichen, halbverfallenen Hof im Gudbrandstal, im mittleren Norwegen. Doch rührte er keine Hand, um den Hof Und das Land zu bestellen. Gerade war er wieder vor der Heuernte davongelaufen und hatte sich in den Bergen herumgetrieben. Und nun kam er zurück mit zerrissenen Kleidern, aber einem grossen, stolzen Glänzen im Gesicht. Er zwang die Mutter, ihn nicht zu beschimpfen, sondern zu hören, was er Wunderbares erlebt habe. Er erzählte von seiner Jagd auf einen Rehbock: er habe ihn angeschossen, habe sich über das verletzte Tier geschwungen, um ihm den Todesstoss zu versetzen; plötzlich sei es aufgesprungen und mit ihm auf dem Rücken davongeritten, auf dem schmalen, steilen Gebirgspfad entlang, ja, dann sei es gestolpert und abgestürzt — in die schwindelnde Tiefe hinab und mitten hinein in einen dunklen Bergsee; aber man sei doch wohlbehalten ans Ufer geschwommen, und der Bock habe sich gleich davon gemacht. Erst als er zuende war, merkte die Mutter, dass sie auf eine alte Geschichte und seine prächtige Vortragskunst hereingefallen war. Da geriet sie in Zorn und schimpfte ihren Sohn einen Lügner und ein verlorenes Schwein . . . Noch am selben Abend sollte Hochzeit sein von Ingrid und Mads Moen, einem begüterten, aber hirnlosen Bauernsohn aus dem Dorf. Das musste Peer unter allen Umständen verhindern; auf der Stelle wollte er nach Högstad, um die Braut im letzten Augenblick für sich zu gewinnen. Er bat seine Mutter, mitzukommen und bei Ingrids Vater für ihn zu sprechen. Doch sie drohte, im Gegenteil, ihn fürchterlich anzuschwärzen. Da packte Peer seine Mutter und setzte sie auf seine Schultern. Sie verfiel in ein schreckliches Gezeter und wollte auf keinen Fall Brautwerberin sein für Peer. Also setzte er sie kurzerhand auf ein Mühldach, von dem sie ohne fremde Hilfe nicht wieder herunterkommen konnte. Dann lief Peer allein in Richtung Hägstad davon . . .
Botho Strauss erzählt ‹Peer Gynt›

. . . Peer Gynt wird die Berge und die Enge seiner Heimat hinter sich lassen, er wird ein Mann und Bürger werden, Abenteuer er/eben und Geld verdienen, Über die Meere segeln und Kontinente durchqueren, durch die Gegenwart und die Geschichte streifen — doch finden wird er sich, sein Ich, sein Selbst wie die Schalen einer Zwiebel entblätternd, erst nahe dem Tod, zurückgekehrt aus der Fremde.
 

Premiere

12. Dezember 1992

Ergänzende Informationen zu dieser Produktion folgen zu einem späteren Zeitpunkt. Besuchen Sie uns bald wieder und viel Spass beim Weiterstöbern.