Don Carlos
Oper

Oper in fünf Akten von Joseph Méry und Camille du Locle.
In der italienischen Übersetzung von Achille de Lauziöres und Angelo Zanardini.
Musik von Giuseppe Verdi.

Stückinfo

«Der Mensch verarbeitet, glättet und bildet den rohen Stein, den die Zeiten herbeitragen; ihm gehört der Augenblick und der Punkt, aber die Weltgeschichte rollt der Zufall.» Friedrich Schiller (1788)

Schillers Geschichtsphilosophie, wie er sie in seiner Abhandlung über die «Geschichte des Abfalls der Niederlande von der spanischen Regierung» darlegt, ist eine, die von der Gesetzmässigkeit in den historischen Abläufen ausgeht und eine appellative Anwendung des historisch Erfassten auf die politische Gegenwart und Zukunft fordert. Unter der Hand und dann vor allem in seinem «Don Karlos. Infant von Spanien» gerät ihm diese aber zusehends zu einem Menetekel am Vorabend der Revolution. Der Optimismus des Idealisten Schiller in die Machbarkeit des Guten und Schönen unter Umgehung politischer Kämpfe weicht einer resignativen Einschätzung. In einem Brief an Freund Körner heisst es 1793: «Denn die ganze Veränderung, die ich zu erwarten habe, ist, dass es zum Schlimmeren geht.» Giuseppe Verdi muss gerade bei solchen Sätzen eine tiefe Wahlverwandschaft zu Schiller empfunden haben. Der scheinbar beiläufige Satz, mit dem das Schauspiel beginnt: «Die schönen Tage von Aranjuez sind nun zu Ende» könnte als Motto über Verdis Abrechnung mit den reaktionären politischen Kräften des 19. Jahrhunderts stehen. «Don Carlos» ist eine Abschieds- und Klageoper angesichts des unersetzlichen Verlustes des einzelnen Menschen in den politischen Verhältnissen. In grandioser Weise bindet Verdi aber diesen beklagten Verlust und Abschied an einen utopisch erhofften Gewinn an Zukunft. Es ist deshalb notwendig, den Fontainebleau-Akt als erstes Bild der Oper zu spielen. Verdis Ausformulierung jener schillerschen Geste des Abschieds und der Trauer kann nur seine tiefe Wirkung zeigen, wenn Hoffnung im Vergangenen aufscheint. Den zarten Seelen, die - mit einem Satz Graf Keyserlings über Philipp Il. - zur Wüste eingedorrt sind, leuchteten Tage des Glücks im Wald von Fontainebleau. Das Verschwinden des letzten transzendentalen Ziels aus der Geschichte, das Verdi in seiner Oper mit dem Ende konstatiert, erhält sein Gegenbild im Ursprung des Konflikts.

Die fünfaktige Version wurde ohne Ballett gespielt. Sie wurde erstmals im Dezember 1886 am Teatro Communale in Modena aufgeführt. Sie etablierte endgültig den sogenannten Fontainebleau-Akt und verknüpft ihn mit der revidierten vieraktigen Fassung von 1883.

Premiere

25. September 1992

Ergänzende Informationen zu dieser Produktion folgen zu einem späteren Zeitpunkt. Besuchen Sie uns bald wieder und viel Spass beim Weiterstöbern.