Messa da Requiem
Oper

von Giuseppe Verdi

Stückinfo

Das italienische Nachspiel unserer Musiksaison ist verklungen. Lorbeergekrönt hat Verdi mit seinen Sängern Wien verlassen, und tiefe Stille liegt wieder auf unserem Opernhause. Viermal dirigierte Verdi sein Requiem, zweimal seine «Aida» im Hofoperntheater, jedesmal triumphierend über die Ungunst heisser Sommerzeit und hoher Eintrittspreise. Das Publicum empfing das Requiem mit ungetheilter Begeisterung, unsere gebildetsten Kenner und Liebhaber, worunter ein stattliches Contingent geschworener Verdi-Gegner, stimmten rückhaltlos in den allgemeinen Beifall ein. Verdi's Requiem ist ein schönes, tüchtiges Werk, eine warme, aus dem Herzen strömende Musik von würdigem Ernst, sorgfältiger Ausführung und seltener Klangschönheit. Ein Werk, das seinem Schöpfer Ehre macht, dem man solch künstlerische Vertiefung und Concentration nicht zugetraut hätte. Er kann auch im Requiem den dramatischen Componisten nicht verleugnen; Trauer und Bitte, Entsetzen und hoffende Zuversicht, sie sprechen hier eine leidenschaftlichere und individuellere Sprache, als wir sie in der Kirche zu hören gewohnt sind. Auch die religiöse Andacht wechselt in ihrem Ausdruck; sie hat ihre Länder, ihre Zeiten. Was uns in Verdi's Requiem zu leidenschaftlich, zu sinnlich erscheinen mag, ist eben aus der Gefühlswelt seines Volkes heraus empfunden, und der Italiener hat doch sein gutes Recht, zu fragen, ob er denn mit dem lieben Gott nicht Italienisch reden dürfte?
Verdi hat sein Requiem, nachdem es einmal zu Ehren des berühmten Dichters der «Promessi sposi», Alessando Manzoni, im Mailänder Dome seine Schuldigkeit gethan, auf Reisen genommen, um es in den Concertsälen von Paris, London und Wien derjenigen Gemeinde vorzuführen, welcher es in Wahrheit gewidmet war:
der musikalischen.

Eduard Hanslick in der Wiener «Neuen Freien Presse» vom 24. Juni 1875
 

Premiere

6. Juni 1992

Ergänzende Informationen zu dieser Produktion folgen zu einem späteren Zeitpunkt. Besuchen Sie uns bald wieder und viel Spass beim Weiterstöbern.