Don Giovanni

Oper

Don Giovanni ist in Wernickes Lesart nicht allein ein essentiell erotisches Phänomen, sondern auch Selbsthelfer, toller Kerl und Geniegestalt. Er ist aber auch tragisch, weil er — metaphorisch gesprochen — das Feuer, das ihn verbrennt, nicht verwandeln kann in jene höhere Vernunft, die in «Così fan tutte» alles zu einem guten Ende führte. Die Ablehnung eines jeden Lebenskompromisses macht Don Giovanni untragbar in seiner gesellschaftlichen Realität als Aristokrat. Sozial heimatlos (wie nur noch sein Komponist) droht ihm in dieser letzten Nacht, in der die Oper spielt, die totale Vereinsamung.  Modern wird diese Theaterfigur dadurch, dass sie weiss, was nicht mehr möglich ist... Auch Don Giovanni wird Opfer einer Gesellschaft, die, ergriffen von seinem Dämon, entweder an ihm zugrunde gehen muss — oder sich rettet, indem sie ihn vernichtet. In diesem Widerstreit der Gefühle liegt die dramatische Kraft der Oper, ihr Wendepunkt in dem Entschluss, Don Giovanni zu töten.