Das Theater Basel hat einen neuen Hausautor: Gabriel Vetter, international bekannt geworden als Slam-Poet und virtuoser Sprachakrobat, der in seinen humorvollen und bissigen performativen Texten kein Blatt vor den Mund nimmt. Dessen rasante Wortkaskaden oft tief in die Abgründe des Grotesken abtauchen und die Absurditäten des Alltags und des Politischen entlarven. Seit Jahren auf diversen Bühnen beheimatet, wird Gabriel Vetter in dieser Saison das Theater Basel zu seinem Schauplatz machen – und sich hier erstmals auch als Theaterautor präsentieren.
«Hausautor! Was für ein seltsames Wort. Hausautor, das klingt recht domestiziert, das klingt nach Schulhausabwart, klingt nach Blaumann. Auf Englisch ist der Ton feudaler: Writer in residence! Da schreibt einer nicht nur, nein, er residiert gleich noch dazu. Ja, hoppla! Und mit dieser Residenz sind wir schon beim Thema, denn ein Theaterstück soll ja her. Also: Man stelle sich nun vor eine Schweiz nach der Krise und nach dem Fall des Bankenplatzes: Die Schweiz hat sich privatisieren lassen, hat sich also zurückgekrochen ins Réduit der Marktwirtschaft. Es wird nicht mehr produziert, es wird nur noch präsentiert: Die Schweiz als ein Themenpark, als historisches Disneyland, als Club Med für eine globale Kundschaft, die sich die exklusive Schweiz noch leisten kann. Die Schweiz als ein musealer Novartis-Campus, abgeschottet von der kriselnden Restwelt. Ein Ballenberg, aber mit echten Menschen, Schweizern nämlich, schön drapiert und eidgenössisch zurechtgemacht, flanierend, grüssend, als Staffage für die vermögenden Touristen, die sich von den Klassenkämpfen da draussen in der Welt erholen und vielleicht aus dem Souvenirshop noch was Schönes mit nach Hause nehmen möchten. Ein solcher Park, diese Dystopie eines apolitischen Naherholungsgebietes, ist Ausgangslage für ein Theaterstück. Denn mittendrin in diesem Park, der an sich ein Theater ist, sitzen sie und haben Probleme: Die Menschen. Es sind Statisten, echte Schauspieler in Lebensgrösse, die nun ihr eigenes Leben zur Kulisse machen müssen. Und sich fragen: Wie macht man das? Ist dies ein Leben im Réduit oder in der Residenz?
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