Nach dem Roman von Viktor Pelewin
aus dem Russischen von Andreas Tretner
in einer Fassung von Alexander Nerlich und Fadrina Arpagaus
Stückinfo
Schweizer Erstaufführung
Würden Sie sich von einem Schild verleiten lassen, auf dem steht: «Nutzen Sie die Chance zum Eintritt in die Elite – nur heute und garantiert einmalig»? Die Aussichten sind vielversprechend, der Aufstieg garantiert: Willkommen im Fünften Imperium, dem Reich der Vampire, die sich als oberstes Glied der Nahrungskette ein ganz besonderes Melkvieh herangezüchtet haben: den Menschen.
Was verlockend klingt, ist für den jungen Russen Rama erst einmal ein Schock. Gerade noch arbeitsloser Transportarbeiter, bekommt der frischgebissene Vampir schon bald Unterricht in «Glamour» und «Diskurs», durchläuft seltsame Verköstigungsrituale und muss sich schrägen Prüfungen unterziehen. Ein rasanter Trip durch Pulp und Fiction, Trash und Tradition beginnt, der nur eine Droge kennt: das Blut, das in der High-Tech-Variante des 21. Jahrhunderts nichts anderes ist als längst immateriell gewordenes Geld. Moskau ist Babylon und seine Bewohner ein Verschnitt aus Hochglanzmagazinen und Werbespots, kontrolliert von bestens maskierten Vampiren. Wird Rama am Ende den Fuji bezwingen und seinen Platz im System finden? Oder bleibt er der ewig fragende Taugenichts?
Alexander Nerlich entwirft eine bizarr-verzauberte Gegenwelt, in der sich Spiel und Wirklichkeit von Level zu Level mehr ineinander verschachteln. «Empire V», der grosse russische Kultroman von Viktor Pelewin, ist eine aberwitzige Kapitalismusfarce und melancholische Sinnsuche zugleich und vereinigt alle Elemente eines guten Hollywoodfilms: Liebesgeschichte, Duell und eine historische Zeitenwende.
Viktor Pelewin gilt neben Vladimir Sorokin als der wichtigste zeitgenössische russische Autor, und ist zugleich einer der Meistgelesenen. Zwischen Groteske, Satire und scharfsinnigem Denken, in der Tradition von Gogol und Bulgakov stehend, verschneidet er popkulturelle Bezüge unnachahmlich mit postmoderner Philosophie zu gesellschaftskritischer Pulp-Fiction.
Alexander Nerlich studierte Theaterregie in München und als Gaststudent in Moskau, war 2003 – 2005 Regieassistent am Theater Basel und 2006 – 2009 Hausregisseur am Residenztheater München. Am Theater Basel gab er sein Debut als Regisseur mit Jon Fosses «Die Nacht singt ihre Lieder» und inszenierte zuletzt «Jekyll & Hyde» von Robert Woelfl als surreales Kammerspiel. Mit «Empire V» kehrt er zum Horror-Genre zurück.