In seiner Autobiographie erinnert sich Christian Dior an die Worte einer Hellseherin, die dem damals 16-Jährigen eine mysteriöse Vorhersage
unterbreitet: «Sie werden ohne Geld sein, aber Frauen bringen Ihnen Glück, und durch sie werden Sie Erfolg haben.» Der junge Dior ist ratlos. Doch die Prognose sollte sich erfüllen: 1947 öffneten sich in Paris die Tore des Hauses «Dior» und der Modeschöpfer wurde mit seiner ersten Kollektion über Nacht zur Legende. Die Extravaganz der Materialien und das unnahbare Auftreten der Mannequins wirkten wie ein befreiender Schock auf die Nachkriegsgesellschaft. Es war die Geburtsstunde des «New Look». Der gefeierte Dior jedoch musste erleben, wie ihm der plötzliche Ruhm die eigene Persönlichkeit zu spalten begann.
Übergangslos war der Mensch Dior zur Marke geworden und stand als solche unter neidvoller Beobachtung. Als dann der Modemacher zehn Jahre später verstarb, trat ein bisher unbeachteter Mitarbeiter seines Ateliers aus dem Schatten hervor. Dieser Mann trug die Initialen YSL.
«Doubleface» ist keine modehistorische Retrospektive. Es ist ein Streifzug durch die Innenansichten von Models und Modemachern und ein Fragebogen zum Unterschied zwischen der autonomen und melancholischen Ästhetik des «New Look» und den unbeschwerten Erscheinungsformen aktueller «Pret-a-porter»-Kollektionen.
Anna Viebrock begann ihre internationale Karriere als Bühnen- und Kostümbildnerin am Theater Basel und hat als ständige Mitarbeiterin von Christoph Marthaler seine unverwechselbare Theatersprache entscheidend mitgeprägt. Für ihre Arbeit mit Christoph Marthaler und Jossi Wieler erhielt sie zahlreiche internationale Auszeichnungen. Mit der Zürcher Musiktheaterproduktion «In Vain» trat Anna Viebrock 2001 erstmals als Regisseurin hervor. Es folgten «Geschwister Tanner» (Schauspielhaus Zürich), «Ohne Leben Tod» (Hebbel am Ufer) und die Uraufführung von Hans- Joachim Hespos Oper «iOPAL» an der Staatsoper Hannover. In der letzten Spielzeit inszenierte sie am Theater Basel «69 Arten den Blues zu spielen» von Jürg Laederach.
