Mit "69 Arten den Blues zu spielen" erforschen die Regisseurin und Bühnenbildnerin Anna Viebrock, der Komponist Johannes Harneit und ein achtköpfiges Ensemble die labyrinthische Welt des Basler Autors Jürg Laederach. Bei ihrer Reise durch dessen schriftstellerisches Werk stossen sie auf seltsam konspirative Ereignisse, auf bedeutende Persönlichkeiten mit leeren Koffern, unerklärliche Telefonate in amerikanischen Diners, auf Postkartenidyllen von erschreckendem Format, Basler Panoramen und immer wieder auf Berichte vom unerschütterlichen Fortschreiten des Wahns. Laederach erfindet Situationen des Sprechens, in denen sich die Sprache auf das Tempo der Gegenwart beschleunigt, bis sie sich verselbstständigt und schliesslich zerfällt. Diese Methode ist unerbittlich musikalisch, das Denken wird fachgerecht zerlegt, rhythmisch vorangetrieben und variiert, es hat den Witz und die Freiheit des Jazz. Es handelt sich um die Denkmodelle eines radikalen Einzelgängers und passionierten Wahnbeobachters: "Paranoia! Aber der Verstand läuft zur Gegenseite über."
Anna Viebrock begann ihre internationale Karriere als Bühnen- und Kostümbildnerin am Theater Basel und hat als ständige Mitarbeiterin Christoph Marthalers seine unverwechselbare Theatersprache entscheidend mitgeprägt. Für ihre Arbeit mit Mar-thaler und Jossi Wieler erhielt sie zahlreiche internationale Auszeichnungen. Mit der Zürcher Musiktheaterproduktion "In Vain" trat Anna Viebrock 2001 erstmals als Regisseurin hervor. Es folgten "Geschwister Tanner" (Schauspielhaus Zürich), "Ohne Leben Tod" (Hebbel am Ufer) und die Uraufführung von Hans-Joachim Hespos Oper "iOPAL" an der Staatsoper Hannover.
Anna Viebrocks szenische Umsetzung von Prosa- und Thea-tertexten Jürg Laederachs ist nicht zuletzt eine Hommage an einen grossen Basler Dichter, der im vergangenen Dezember seinen 60. Geburtstag feierte.