Uraufführung
Mit «Himmel und Hölle» kommt auf der Kleinen Bühne ein spartenübergreifendes Theaterprojekt zur Aufführung. Es umfasst die drei Stücke «No Exit», «La Belle et la Bête» und das Solo «Danseur». Alle drei stammen von der Choreographin und Tänzerin Catherine Habasque, die sie für den Abend geschaffen hat.
Himmel und Hölle: ein Kinderspiel, in dem man, wie im Leben, immer zwischen diesen zwei Extremen springt.
HÖLLE könnte dieses Theaterstück von Sartre sein: Geschlossene Gesellschaft, auf Englisch: NO EXIT. Spiegel der Gesellschaft, Ikone einer faszinierenden Epoche und ihres Kultautors, dieser Text ist zeitlos geworden, genauso wie die Triptychen von Francis Bacon, die die grundlegende Idee für das Bühnenbild geliefert haben. Diese Bildern faszinieren durch die Bewegung in der Malerei, die sehr viel mit Tanz zu tun hat. Der analytische Pfeil stellt einen Kontrapunkt zu den Emotionen dar. Begleitet von vier Musikern, zwischen Publikum und Bühne angesiedelt, die das stark theatralische erste Streichquartett von György Ligeti spielen, werden die Tänzer zu einem Teil eines Bacon-Triptychons in all seiner Grausamkeit.
«C?est peut être parce que toute représentation de la réalité ne peut être que cruelle que beaucoup préfèrent l?abstraction.» Francis Bacon
HIMMEL ist vielleicht «LA BELLE ET LA BÊTE» von Jean Cocteau. Aber hinter dieser barock-surrealistischen Ästhetik von Cocteau versteckt sich immer eine Reflexion über die Grausamkeit des Lebens oder eine Frage nach seiner Bedeutung. Wenn die Geschichte eine persönliche Interpretation ist, die versucht, nahe an der Sensibilität des Autors zu bleiben, will das Bühnenbild eine Hommage an seine Ästhetik sein, die reine Poesie ist. Die Idee dieses Stückes entwickelt sich aus der Begegnung zweier Menschen, die Lust haben, die Grenzen ihrer Kunst zu verschieben: ein Schauspieler, der Lust an Bewegung hat, und eine Choreographin, die Interesse am Schauspiel und an Textarbeit hat. Dies ist für beide eine Herausforderung: für den Schauspieler, eine halbe Stunde ohne zu sprechen auf der Bühne zu stehen und eine Geschichte durch seinen Körper zu erzählen ? während der Text eingespielt wird ? und für die Choreographin, eine neue Art von Regie zu erfahren.
Über «DANSEUR» soll hier nicht viel gesagt werden. Vielleicht nur, dass die Karriere eines Tänzers ebenso schnell vorbei ist, wie dieses Solo, das dies mit Musik von Johann Sebastian Bach erzählt.
Der Körper ist der Ort von Emotion und deswegen ist Tanz das perfekte Medium, um Gefühle darzustellen, wenn man eine Bewegungssprache benutzt, die nahe an den Menschen und dem Alltag bleibt. Die Idee ist, dass der Zuschauer das Gefühl hat, dass auch sein Körper sich so ausdrücken könnte, weil Tanz als Poe-sie der Bewegung in uns allen ist. Aber auch in den Worten ist Poesie. Deswegen und für «le plaisir des mots» wird in zwei Stücken mit Text gearbeitet. Dieser wird unterschiedlich benutzt, aber immer hat er Musikalität.
Das Bühnenbild hat einen grossen Stellenwert in den drei Stücken. Es zu einem lebendigen und traumhaften Teil der Vorstellung werden zu lassen, war ein wichtiger Schritt im Produktionsprozess.
Eines zum Schluss: Dieses Projekt existiert, weil es Freundschaft, Lust an der Arbeit und Enthusiasmus gibt. Tänzer, Schauspieler, Musiker, Techniker und auch Freunde ausserhalb des Theaters haben sich Zeit genommen, nach ihrem normalen Arbeitstag an «Himmel und Hölle» zu arbeiten. Das Theater lebt. Der Dank gilt allen, die es ermöglicht haben, dieses spartenübergreifende Projekt zu realisieren.
Catherine Habasque