Der Filmemacher Dani Levy inszeniert einen Gang in seine Heimatstadt Basel als die Geschichte einer ungewöhnlichen Wiederkehr. Es ist die Geschichte zweier ungleicher Brüder, deren Lebensläufe trotz des gemeinsamen Ursprungs unterschiedlicher kaum hätten sein können. Aufgewachsen in behüteten Verhältnissen fiel ihrer beider Jugend in die Achtziger, wo beide sich hitzig in die «Bewegung» hineinbegaben: AJZ, Stadtgärtnerei, Hausbesetzung, Strassenschlachten, «Verschwende deine Jugend!».
Während sich Franz wenige Jahre später in den moderaten Gewässern einer bürgerlichen Existenz wiederfand, verbrachte Carlo, der sich politisch radikalisierte und einer terroristischen Vereinigung anschloss, ein Jahrzehnt seines Lebens im Gefängnis.
Es ist der Tag seiner Freilassung. Ausgangspunkt dieses inszenierten Spaziergangs ist das Gefängnistor der Strafanstalt im Basler St. Johann. Wir begleiten Carlo an seinem ersten Abend in Freiheit auf seiner kurzen Reise in die Nacht, die zugleich, indem er Orte der Erinnerung passiert, zu einer Reise in seine Vergangenheit wird. Die Topographie der Erinnerung wird in der Gegenwart zur Konfrontation mit nicht zu Ende gelebten Geschichten und Geschichte. Reale Orte werden zum Schauplatz fiktionalen Geschehens. Die Zuschauer treffen auf Zeitzeugen und werden zu Augenzeugen von ersehnten und gefürchteten, von vermiedenen und rein zufälligen Wiederbegegnungen. Denn: nichts ist unwirklicher als die Wirklichkeit.
Dani Levy, in Basel geboren und aufgewachsen, arbeitete in den Jahren 1977 bis 1979 am Theater Basel als Schauspieler und Autor. Seit 1980 lebt er in Berlin und ist seit seinem Filmdebüt «Du mich auch» (1985/86) einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Filmemacher (u.a. «Stille Nacht», «Meschugge», «Väter»). Zusammen mit Tom Tykwer ist er Mitbegründer der Filmproduktion «X-Filme» (u.a. «Good Bye, Lenin»). Im Februar /März 2004 drehte er seinen jüngsten eigenen Film «Zucker».