»Ihr stellt euch nur blöd! Ihr wollt mich verrückt machen, mich loswerden, mich auf die Strasse werfen!!! Ihr wollt mich zwingen zurückzukehren, wo ich hingehöre! Aber mein Platz ist hier!«
Leo Schwartz hiess früher Leonid Crnojevic. Doch seit er vor 13 Jahren mit seiner dreijährigen Tochter Diana in dieses Land gekommen ist, heisst er Schwartz und ist Schuldirektor einer Schule für Ausländer. In seinem Büro sammelt er Modelle amerikanischer Kampfflugzeuge - ein harmloses Hobby.
Herr Britta ist Redakteur eines lokalen Wochenblatts. Anlässlich des zehnten Jahrestags des Mauerfalls hat er einen Bericht abzuliefern. Thema: Europa davor und danach, der Osten ist nicht mehr der Osten. Die Leserschaft interessiert, ob Schulen für Ausländer jetzt noch nötig seien. Und deshalb hat er sich mit Leo Schwartz verabredet - wie jedes Jahr, wenn irgendwo türkische Häuser angezündet wurden oder der Konflikt in Algerien sich zuspitzte oder auch wegen des Krieges im ehemaligen Jugoslawien. Dass Leo Schwartz in all den Jahren in diesem Land noch niemals eingeladen wurde, interessiert die Leserschaft nicht. Und so wuchert auch er, wie jede der Figuren in diesem Stück, mit einer Biographie, die nicht die seine ist. Doch gerade dieser Aneignungprozess verweist auf Wunden, denen der Ausdruck versagt ist.
Eine »soap opera« nennt die Belgrader Autorin Biljana Srbljanovic ihr neuestes Stück - ein Untertitel, der nicht überlesen werden darf.