Das letzte Stück der englischen Dramatikerin Sarah Kane, das im Herbst und Winter 1998 entstand, beschreibt die innere Landschaft einer suizidären Psychose. Sie wollte "Politik im Privatesten spiegeln" und erfand dafür eine neue sprachliche Form: mit "4.48 Psychose" hat sie eine Textfläche entworfen, in der keine Figuren mehr existieren. In einer Chronik aus 24 Fragmenten wird in Monologen, Arzt-Patienten-Gesprächen, medizinischen Verordnungen und klinischen Fallstudien, Ausschnitten aus populärer Selbsthilfe-Literatur und christlich-apokalyptischen Visionen gezeigt, wie sich die Grenzen von Realität, Phantasie und unterschiedlichen psychischen Zuständen verschieben. Die Autorin begibt sich auch in ihrem fünften Stück in die finstersten und unversöhnlichsten Seelenbereiche: in den Bereich der Verletzung, der Einsamkeit, des psychischen Zusammenbruchs, der Macht und der Liebe.
Sarah Kane wurde 1971 in Essex geboren und zählt zu den wichtigsten britischen Gegenwartsdramatikerinnen. Von der deutschsprachigen Presse wurde sie zweimal hintereinander zur besten ausländischen Theaterautorin gewählt. Am 20. Februar 1999, kurz nach der Fertigstellung von "4.48 Psychose", beging Sarah Kane Selbstmord.