Lohengrin

Oper

Nietzsche nannte Wagner einen "Grossgrundbesitzer im Reich des Klangs" und zielte darin auf Wagners narkotische Klangdramaturgie, die den Hörer in einen wunderbaren, berauschten Zustand versetzt. Das Vorspiel des "Lohengrin", die musikalische Offenbarung des Schwanenritters in seiner übersinnlichen Gralssphäre, verfehlt auch heute nicht seine Wirkung auf eine utopiearme Welt, die empfänglich ist für Erlöser. Lohengrin, der namenlose Ritter, will einer politisch und menschlich verrüttenden Gesellschaft (König Heinrich und seine Mannen) die Versöhnung durch Liebe, Gerechtigkeit und Kunst bringen. Elsas fraglose Liebe ist (Wagners) Bedingung der erlöseten Gesellschaft und zugleich die tragische Dialektik, die die Handlung beherrscht. Aus Liebe muss Elsa das Fragegebot verletzen, das an die Verwirklichung ihrer Liebe geknüpft ist: Name und Identität wirken zerstörerisch. Die Utopie muss scheitern; Lohengrin zieht sich aus der Welt zurück, und die Liebe, Elsa, stirbt. Zurück bleibt Lohengrins fragwürdige Prophetie eines geeinten (deutschen) Reiches.