Ich bin ja so allein
Schauspiel
Stückinfo
Es gibt sie doch, diese Orte, in denen Musik und Kultur in der Luft liegen. Sils-Maria ist so eine Gegend – vielleicht, weil dort im Hochgebirge die Funken der göttlichen Inspiration weniger durch irgendwelche Kraftfelder abgelenkt werden. Friedrich Nietzsche kam sieben Mal zur Kur. Und im Hotel „Waldhaus“ lebten Hesse, Mahler, Thomas Mann – und Jürg Kienberger Jürg Kienberger ist dieser wundersame virtuose „Musikspieler“ mit der „Engelsstimme“ in Christoph Marthalers Inszenierungen, der zuletzt in Ruedi Häusermanns Abend „Das Beste aus: Menschliches Versagen (Folge I)“ mit tiefem Ernst seinen präparierten Haushaltswagen vorführte, den Rekord im Doppelklavierspiel brach und das Publikum dazu brachte, zwanzig ununterbrochene Minuten lang „Happy Birthday“ zu singen. Jetzt ist sein erster Soloabend in Basel zu sehen, den er mit geschickter Ungeschicktheit und herzzerreissendem Witz bestreitet. Kienbergers Spiel, durchdrungen von clownesker Wehmut, nimmt dabei ebenso gefangen, wie die seltsamen Töne, die er seiner Handharmonika, seiner tragbaren Glasharfe und der eigenen Stimme entlockt. Manchmal bricht er auch aus seiner Melancholie aus, etwa wenn er den mit Klebeband präparierten Saiten des Flügels wie ein Kobold einen furiosen Sirtaki entlockt -–auf und ab hüpfend bis die Knie schmerzen. Und hin und wieder gibt Kienberger auch etwas aus seinem Leben preis. Aufgewachsen im legendären Hotel „Waldhaus“ in Sils-Maria, das einst sein Urgrossvater erbaute, hat er sehr genaue Beobachtungen über die Entwicklung des Fremdenverkehrs anstellen können. Die Frage: Wie lässt sich das Januar-Loch stopfen? bekommt dabei zentrale Bedeutung (Dokumentation inbegriffen). Auch von der Tragik des Pausenpianisten wird erzählt, der sein Herz in ein Publikum werfen soll, das ganz mit klirrendem Geschirr und engagierten Gesprächen beschäftigt ist. Klar, dass sich durch die illustren Gästen eine ganze Menge internationales Liedgut im Gedächtnis des Kindes Kienberger eingelagert hat.