Homers Odyssee
Schauspiel

nach der Übersetzung von J. H. Voss
für die Bühne eingerichtet von Friedrich Beyer

Stückinfo

Sage mir, Muse, die Taten des vie/gewanderten Mannes,
Welcher so weit geirrt nach der heiligen Troia Zerstörung, Vieler Menschen Städte und Sitten gelernt hat 
Und auf dem Meere so viel' unnennbare Leiden erduldet...

- Einleitung der «Odyssee»

Das nach der «Ilias» zweitälteste und zugleich berühmteste Epos der Weltliteratur ist die «Odyssee» des Homer. In 24 Gesängen und über 12'000 Hexameter-Versen schildert die vor rund 2700 Jahren entstandene Dichtung die abenteuerlichen Irrfahrten und die glückliche Heim kehr des «göttlichen Dulders» Odysseus, der zwanzig Jahre zuvor von seiner Insel Ithaka an der Seite der griechischen Könige und Heroen gen  Troia gezogen war. 

Nach dem langwierigen Krieg um Troia, der durch des Odysseus' List mit dem hölzernen Pferd nach einem Dezennium endlich von den Griechen gewonnen werden konnte, treten die Helden dieses zermürbenden Kampfes die Heimfahrt an. Und während die Mitstreiter mehr oder weniger rasch ihre Heimat wieder erreichen, ist dem Odysseus durch göttlichen Beschluss ein weiteres Jahrzehnt voll Irren und Wirren beschieden.

Die Odyssee — sprichwörtlich gewordene Irrfahrt — führt den Helden in mannigfache Abenteuer, immer knapp am Tode vorbei, führt ihn zu Polyphem, den menschenfressenden Kyklopen, zur Zauberin Kirke, vorbei an den verführerischen Sirenen, zwischen den Hindernissen von Skylla und Charybdis hindurch, schliesslich zur göttlichen Nymphe Kalypso. Erst nach Intervention seiner olympischen Schützerin Athene landet er bei den Phaiaken, wird von der schönen Königstochter Nausikaa am Strande entdeckt. König Alkinoos, vom Schicksal des Irrenden gerührt, schickt ihn nach Hause. Doch bevor er den Platz an der Feite Seiner Penelopeia wieder einnehmen kann, muss er sich durch Ermordung der Freierschar sein altes Recht verschaffen.

Homers schöne, farbige Geschichte von Abenteuer und Todesverhängnis, von Irrfahrt und Heimkehr auf dem Theater zu erzählen, heisst, sich all der Mittel zu bedienen, die das Theater bietet. Es heisst mit vielen Stimmen erzählen und mit Licht (wie viele Male erhebt sich zum Beispiel Eos, die morgendliche Sonne, mit «Rosenfingern») und mit Kostümen und Dekorationen, Requisiten und Klängen. Vor allem aber heisst es, ein  grosse Parabel von Menschen für Menschen erzählen.

Wer war Homer? Ohne Zweifel hat der Mensch Homer gelebt. Seine Zeit ist die zweite Hälfte des 8.Jahrhunderts v. Chr., sein Geburtsland das ionisch-äolische Grenzgebiet Kleinasiens (sehr wahrscheinlich Smyrna, das heutige Izmir). Die Vita berichtet von der Erziehung des Knaben in Smyrna und von seiner Laufbahn als Lehrer, sowie von Fahrten, die er nach Aufgabe dieses Berufs mit dem Schiffer Mentes gemacht und die ihn nach Leukas, Ithaka und Kolophon geführt hätten. Erblindet sei er nach Smyrna zurückgekehrt und erst jetzt Dichter geworden. Ein Grossteil seiner Epen aber entstand auf der Insel Chios, wo Homer eine Schule errichtet hatte. Die Überlieferung berichtet weiter von einem «Sänger»-Wettstreit zwischen Homer und Hesiod bei den Spielen in Chalkis. Von hier zog er nach Athen, Korinth, Argos und auf die Insel Delos, danach auf die Insel los, wo er auch starb.
 

Premiere

25. November 1983

Besetzung