* Von der Natur der Dinge
Musik: Georg Friedrich Händel
Stückinfo
«Vor dir nicht minder wie nach dir
Verfallen sie alle dem Tode.
So wird unaufhörlich das eine entstehn
Aus dem andern,
Keinem gehört ja das Leben um Eigentum,
allen zur Nutzung.»
Lukrez
Im 1. Jahrhundert vor Christus entstand Lukrez‘ rund 300 Seiten umfassendes Lehrgedicht «De rerum natura» («Von der Natur der Dinge»). Lange Zeit verschollen, tauchte der Text in der Renaissance eher zufällig wieder auf und wurde so Bestandteil eines neuen Menschenbildes, ja, er trug mit bei zum Beginn der Moderne, wie jüngst erst Stephen Greenblatt in seinem wunderbaren Buch «Die Wende. Wie die Renaissance begann» beschrieb. Ausgehend von der Philosophie Epikurs entwarf der römische Dichter eine Erklärung der Welt, die hauptsächlich auf der Theorie der Atome beruht: alles Sein besteht aus einzelnen Atomen, die sich beständig in Bewegung befinden. Die Existenz einer göttlichen Instanz, die richtend und schicksalsbestimmend in das Leben eingreift und die Dinge lenkt, verneint der Dichter. Lukrez mahnt seine Leser daran, das Leben als Leben zu geniessen und die Furcht vor dem Tod als unnötig zu erkennen. Das Sein ist ein ewiger Kreislauf aus Werden und Vergehen: «Nicht entsteht aus nichts» und «Nichts vergeht zu nichts».
Calixto Bieito hat sich von den Lukrez‘schen Versen inspirieren lassen und für das Foyer Grosse Bühne des Theater Basel eine Installation geschaffen, die Bildelemente, Text sowie Musik miteinander verbindet und sich so auf sinnliche Art und Weise und aus unserer heutigen Sicht dem Weltverständnis des Lukrez annähert. Die Zuschauer können dabei in den Kosmos aus Händelscher Musik, elektronischen Samples, Versen des römischen Dichters und verschiedenen Videobildern auf je individuelle Art und Weise eintauchen.